Ein japanischer Paravent (»byōbu«) mit der Darstellung »Die Theaterstraße von Kyoto« vom Anfang des 17. Jahrhunderts ist nicht nur zentrales Ausstellungsthema, sondern zugleich dokumentarisches Bildmedium.Anschaulich und lebensecht zeigt er Tanz- und Theatervorstellungen sowie das Publikum, das das Geschehen auf der Bühne interessiert oder auch gelangweilt verfolgt. Parallel zu den prächtig ausgestatteten Aufführungen ist der pulsierende Alltag auf der Straße dargestellt. Mit einer Auswahl an japanischen Objekten soll dazu eingeladen werden, die Detailvielfalt auf dem historischen »Wimmelbild« zu entdecken.
In der westlichen Wahrnehmung gehören Paravents zu jenen Dingen, die als »typisch japanisch« gelten. Dazu beigetragen haben Souvenirfotografien, die im späten 19. Jahrhundert für Reisende gefertigt wurden. In den inszenierten Studioaufnahmen ist der Paravent ein wichtiges Requisit, vor dem junge Frauen nähend, kochend, tanzend oder sich frisierend »japanisches« Leben vor- oder aufführen. Die exotisierenden Fotografien dieser Zeit spiegeln die Wunschbilder und Fantasien der damaligen Betrachter und Betrachterinnen wieder. Dokumentation versus Inszenierung, das Eigene und das Fremde, privater und öffentlicher Raum – das sind die Themen dieser Präsentation. Der Ausstellung gingen aufwendige technologische Analysen und eine umfangreiche Restaurierung voraus, die zu dieser neuen »Spurenlese« ermuntern.