Mercedes Azpilicueta, Bestiario de Lengüitas, exhibition view, Museion 2020. Foto Luca Meneghel Mercedes Azpilicueta, Bestiario de Lengüitas, exhibition view, Museion 2020. Foto Luca Meneghel - Mit freundlicher Genehmigung von: museion

Wer: Museion

Was: Ausstellung

Wann: 15.02.2020 - 13.05.2020

Das Museion präsentiert im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit mit CentroCentro, Madrid, und CAC Brétigny die erste Einzelausstellung der argentinischen Künstlerin Mercedes Azpilicueta (La Plata, 1981) in einem italienischen Museum.

In einer Welt, die Ordnung, Effizienz und Transparenz einfordert, bewegt sich das Projekt von Mercedes Azpilicueta in der Dimension…

Das Museion präsentiert im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit mit CentroCentro, Madrid, und CAC Brétigny die erste Einzelausstellung der argentinischen Künstlerin Mercedes Azpilicueta (La Plata, 1981) in einem italienischen Museum.

In einer Welt, die Ordnung, Effizienz und Transparenz einfordert, bewegt sich das Projekt von Mercedes Azpilicueta in der Dimension von Chaos und Übermaß. Ausgangspunkt von Bestiario de Lengüitas (Bestiarium kleiner Zungen) ist ein von der Künstlerin verfasstes Skript für eine Performance, die stattfinden oder auch nicht stattfinden könnte. Zeichnungen, Kostüme, Skulpturen, Audio- und Videoinstallationen, Tapeten und ein Chor grotesker Figuren füllen den Ausstellungsraum, der einer Theaterbühne gleicht. Die Besucherinnen und Besucher werden in eine multisensorielle Erfahrung hereingezogen. Mit einer Kombination theatralischer und visueller Verfahren und mit viel Humor lädt die Künstlerin dazu ein, die Art und Weise, wie wir diese Welt bewohnen, zu hinterfragen.

Der Einsatz des Körpers, das Umherschweifen in verschiedenen Wissensfeldern von der Kunstgeschichte und der Volksmusik über die Literatur bis zur Straßenkultur, die Vorliebe für Figuren, die als “dissident“ gelten – Feministinnen, Queer, Migranten oder Exilierte – sind zentrale Elemente in Mercedes Azpilicuetas Arbeiten. Ihr künstlerisches Schaffen bewegt sich zwischen unterschiedlichen Bezugnahmen und möglichen Lesarten - ihr Werk manifestiert sich in Form von Performances, Videos, Texten und seit Kurzem auch in Form von Skulpturen. Dabei bezieht es die Erkundung des theatralischen Raums mit ein.

Die Künstlerin war im Museion bereits mit ihrer Performance ye-gua-ye-ta-yu-ta im Rahmen der Ausstellung „Somatechnics“ (2018) vertreten. Damals deklamierte sie im Dialekt der argentinischen Rio-Plata-Region mehr als 400 Schimpfworte, die es im Argentinischen für Frauen gibt. Damit zeigte sie ein weiteres wichtiges Element ihrer Arbeit – das Nachdenken über Ungleichheit in der Sprache und deren genderbezogenes aggressives Potential.

Die Ausstellung Bestiario de Lengüitas.Für Bestiario de Lengüitas gestaltet die Künstlerin im vierten Stock des Museion einen potentiellen bzw. imaginären theatralischen Raum, der von grotesken Figuren bevölkert wird. Wie auf einer mit unterschiedlichsten Objekten eingerichteten Theaterbühne treten dort Figuren aus dem persönlichen Pantheon der Künstlerin auf: weibliche Verwandte, fiktive Patinnen und künstlerische Musen wie die Mala-Mama, eine Schwesterfigur, die im Limbus lebt, eine Meisterin bzw. Hüterin der Zukunft.

In der Ausstellung sind auch Persönlichkeiten aus der Kunst- und Literaturgeschichte vertreten, wie die Dame mit dem Einhorn aus dem Musée de Cluny in Paris, die Künstlerin Lea Lublin oder der Dichter und Gay-Aktivist Néstor Perlongher (1949–1992), von dem sich Azpilicueta in ihren Schriften und Zeichnungen inspirieren ließ. Alle diese Persönlichkeiten und ihre „Komplizen“ nutzen das Museum als Proberaum, um die Produktion ihres Stücks zu testen, das vielleicht stattfinden wird ‒ oder auch nicht. Indem sie sich zwischen Wissenschaft, Magie und Wundern bewegt, lässt Azpilicueta einen Vielklang aus Sprachen und Stimmen entstehen, die lineare Erzählungen verunklaren. Viele ihrer Arbeiten sind handgemacht oder greifen auf „arme“ Techniken zurück, die zur weiblichen Hausarbeit bzw. „niedrigen“ Tätigkeiten wie Kochen, Nähen, Sticken oder Färben gehören. Die Künstlerin verwendet natürliche oder recycelte Materialien (Latex, Leder, Seide, Wachs), die den Objekten eine weitere Bedeutungsebene hinzufügen – den Kreislauf von Ressourcen und Wissen, der häufig auf der gewaltsamen Ausbeutung von Mensch und Natur basiert.

„Rieche mit der Zunge! Schmecke mit den Fingern! Höre mit den Augen! Sieh mit der Nase! Taste mit den Ohren! Diese Imperative, die Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung von Mercedes Azpilcueta vorfinden, spiegeln ganz und gar den Geist und den Erzählstrang wieder, die das Programm im Museion in den vergangenen Jahren geprägt haben – die Erfahrung einer nicht rein rationalen Kunst, die alle Sinne anspricht und die Besucherinnen und Besucher zu Protagonisten werden lässt – so die Direktorin des Museion Letizia Ragaglia.

Die Künstlerin und Performerin Mercedes Azpilicueta (La Plata, Argentinien, 1981) lebt und arbeitet in Amsterdam und Buenos Aires. Ihre künstlerische Arbeit umfasst Recherche- und Produktionsprozesse, die emotionale Eigenschaften sowie die politische Dimension von Sprache und Stimme – in Bezug auf Performativität, post-kolonialen Feminismus und Widerstand – untersuchen. 2018 präsentierte sie ihre erste große Einzelausstellung im Museo de Arte Moderno de Buenos Aires. Sie erhielt die Pernod Ricard/Villa Vassilieff Fellowship für einen Künstleraufenthalt in Paris (2017) und war Artist in Residence an der Rijksakademie van de Beeldende Kunsten in Amsterdam (2015-16). Das Dutch Art Institute/ArtEZ, Arnhem verlieh ihr den akademischen Titel Master of Fine Art (2013), die Universidad Nacional de las Artes, Buenos Aires 2007 den Bachelor of Fine Arts. Ab 2009-10 nahm sie am Künstlerprogramm an der l'Universidad Torcuato Di Tella teil. Ihre Arbeiten wurden in internationalen Kunstinstitutionen ausgestellt: CentroCentro (Madrid, 2019), REDCAT Gallery (Los Angeles, 2018), MACBA (Barcelona, 2018), Centro de Arte Dos de Mayo (Móstoles, 2017), Onomatopee (Eindhoven, 2016), TENT (Rotterdam, 2015), Móvil (Buenos Aires, 2015), Irish Museum of Modern Art (Dublin, 2014) und Het Veem Theatre (Amsterdam, 2014). Azpilicuetas Arbeiten sind derzeit in Positions #5 im Van Abbemuseum in Eindhoven zu sehen (November 2019 – März 2020). 2020 ist sie mit Ausstellungen im TextielMuseum, Tilburg, in der Lunds Konsthall und – mit der jüngsten Version von Bestiario de Lengüitas – im CAC Brétigny vertreten.

Tags: Installationen, Philipp Messner

InfoMercedes Azpilicueta, Bestiario de LengüitasKuratiert von Virginie Bobin. In Zusammenarbeit mit CentroCentro Madrid und CAC BrétignyEröffnung: 14.02.2020, 19 Uhr. Die Künstlerin ist anwesend.Ausstellungsdauer: 15.02.2020 – 13.05.2020Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10–18 Uhr; donnerstags 10–22 Uhr, ab 18 Uhr freier Eintritt.Montags geschlossen. Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro
 
Termine-jeden Donnerstag, um 19 Uhr kostenlose Führung-03.03.2020, 15-17 Uhr: Erzähltreff – Geschichten, in denen nicht nur die Kunst im Mittelpunkt steht (Informationen und Anmeldung 0471 223435/34 oder E-Mail visitorservices@museion.it)
-08.03.2020 Internationaler Frauentag. Freier Eintritt für alle Frauen.15 Uhr kostenlose Führung durch die Ausstellung (de/it)
-23.04.2020, 19 Uhr: Performance - Mercedes Azpilicueta verleiht den Gestalten aus „Bestiario de Lengüitas“ Körper und Stimme. Im Anschluss steht die Künstlerin für ein Gespräch mit den Besucherinnen und Besuchern zu Verfügung (Sprache: Englisch. Der Eintritt ist frei)Museion–Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen.Piero-Siena-Platz 1 I-39100 Bozen
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