Seit mittlerweile 60 Jahren wird der Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst vergeben – in diesem Jahr an das Künstlerkollektiv Total Refusal, das sich kritisch mit den Mechanismen von Videospielen auseinandersetzt. Neben der Videoinstallation von Total Refusal sind seit dem 28. November in der Neuen Galerie Graz auch Positionen weiterer fünf junger Künstlerinnen und Künstler zu sehen, deren Arbeiten im Rahmen des Wettbewerbs mit Stipendien und Auszeichnungen des Landes Steiermark sowie privater Sponsoren ausgezeichnet wurden. Kuratiert und juriert wurde die Wettbewerbsausstellung von Radmila Iva Janković (MSU Zagreb).Förderungspreis zum 48. Mal vergeben„Ich freue mich, eine so respektable Auszeichnung vergeben zu können – immerhin ist dieser Preis bereits 60 Jahre alt und wird zum 48. Mal vergeben. Jede/r Einzelne der hier ausgestellten Künstler/innen hat die Auszeichnung klar verdient, sie alle zeigen in der Ausstellung Arbeiten, die die Besucherinnen und Besucher zum Nachdenken und Erweitern des eigenen Horizonts einladen. Jedes Kunstwerk eröffnet einen eigenen Diskurs “, freut sich Kuratorin Radmila Iva Janković. Aus über 130 Wettbewerbseinreichungen zum Förderungspreis des Landes Steiermark für bildende Kunst 2019 wählte die Ausstellungskuratorin und Wettbewerbsjurorin die sechs Preisträger/innen aus, die nun in der Ausstellung in der Neuen Galerie Graz zu sehen sind. „Die Ausstellung zum Förderungspreis ermöglicht den sehr konzentrierten Blick auf das zeitgenössische Schaffen von Künstlerinnen und Künstlern, die eng mit der Steiermark verbunden sind“, so Peter Peer, Leiter der Neuen Galerie Graz.
Von Videospielen bis PflanzenintegrationDer diesjährige Förderungspreis ging an das Künstlerkollektiv Total Refusal (Robin Klengel, Leonhard Müllner, Michael Stumpf), die mit ihrer Videoinstallation Swings don’t Swing (2019) in der Ausstellung vertreten sind. „Die Gruppe verwendet in ihrer künstlerischen Praxis die digitale Sprache der Spiele und verbindet diese mit der charakteristischen Ikonografie des Krieges. Das Mainstream-Medium Videogame wird dabei von den Künstlern formal aufgenommen und durch humorvolle Subversion in einen eigenen Code verwandelt“, so die Jurybegründung.
Julia Gaisbachers dokumentarische Fotoarbeiten entführen Betrachter/innen beispielsweise nach Beograd und werden mit Ankäufen durch das Land Steiermark gewürdigt. Nayarí Castillo und Lena Violetta Leitner, die sich beide in ihren Projekten mit der soziopolitischen Realität beschäftigen, erhielten Arbeitsstipendien des Landes Steiermark. Während Castillo in ihren Projekten Verdecktes sichtbar macht und auch mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen arbeitet und ihre eigene Migrationsgeschichte reflektiert, fragt Leitner in ihrer Arbeit Integrationszentum für Migrierte Pflanzen nach den Kategorien „natürlich“ und „fremd“. Zur „besseren Integration“ werden die Pflanzen mit Deutschkursen beschallt. Ergänzt wurden die Landesauszeichnungen durch die Vergabe von zwei privat gesponserten Kunstpreisen an zwei Filmemacherinnen: Der von Stefan Stolitzka (Legero) gestiftete „con-tempus“-Preis ging an Lotte Schreiber, die das italienische Städtchen Sabaudia filmisch festhält und dabei Betrachter/innen dazu bringt, stereotype Denkmuster zu verlassen. Mit dem Viktor-Fogarassy-Preis – ermöglicht durch die Familie Harnoncourt-Unverzagt – wurde Susanna Flock ausgezeichnet, die Verbindungen von virtuell erzeugten Bildern und Wirklichkeit aufzeigt. Sie erzählt eine Geschichte aus Sicht eines grünen, formlosen Objekts, das auf einem Filmset als Ersatz für eine Figur oder Menschen fungiert.