Im September 1956 nahm Bernard Schultze, damals in Frankfurt am Main lebend, den Briefkontakt zu Carlfriedrich Claus nach Annaberg im Erzgebirge auf. Kein Geringerer als Will Grohmann und dessen damalige Mitarbeiterin Annemarie Zilz hatten ihn auf den Autor und Zeichner aufmerksam gemacht, der an ungefilterten Informationen interessiert sei. Schnell gewann der Briefwechsel an Intensität, denn die beiden unter gegensätzlichen Bedingungen arbeitenden Briefpartner verband die künstlerische Suche nach dem Ureigenen, dem so noch nicht Gesagten, noch nicht Gezeigten. Im Laufe einer mehr als 20 Jahre anhaltenden Korrespondenz tauschten sie Gedanken über die Hintergründe ihrer Kunst und ihre Methoden aus. Bernard Schultze vermittelte weitere Kontakte, etwa zu dem Dichter Franz Mon oder zu Ingrid und Willi Kemp, die ein ganzes Konvolut seiner Werke besaßen.Das Sammlerehepaar Kemp besuchte daraufhin 1963 die Ausstellung „Schrift und Bild“ in Baden-Baden, um die von Carlfriedrich Claus dort gezeigten zehn Originale kennenzulernen. Im Nachgang erwarben Ingrid und Willi Kemp zwei bedeutende Sprachblätter von Carlfriedrich Claus aus der Ausstellung. Auch zwischen ihnen und dem zurückgezogen im Erzgebirge lebenden Experimenta- tor entwickelte sich ein anregender Briefwechsel und im November 1965 kam es zu einem Treffen in Ostberlin und weiteren Ankäufen.
Diese besondere Dreier-Freundschaft über die Blockgrenzen hinweg ist Anreger für diese Präsentation, in der die künstlerischen Positionen von Carlfriedrich Claus und Bernard Schultze gegenüber gestellt werden.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit zwischen den Kunstsammlungen Chemnitz, Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv, und dem Kunstpalast, Düsseldorf, Stiftung Kemp.