Es ist doch oft so: Wenn man durch die Sammlungen und Ausstellungen von Museen streift, fallen einem viele Geschichten ein, persönliche Erinnerungen, Bezüge zu anderen Objekten, von zuhause, aus Museen oder völlig anderen Zusammenhängen. Immer gibt es offene Fragen und manchmal die Lust, sich weiter mit den Exponaten zu beschäftigen. Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) lädt darum alle neugierigen und experimentierfreudigen Gäste am 29. August 2019 ein zu einer ungewöhnlichen Entdeckungstour. Worum geht’s? Mitten in der Design-Sammlung des MKG steht eine Kommode aus dem 18. Jahrhundert. Warum? Direktorin Tulga Beyerle und ihre Kolleg*innen laden dazu ein, gemeinsam das barocke Möbel im Original und im Nachbau mit all seinen versteckten Klappmechanismen, Schubladen und Raffinessen eigenhändig zu erforschen und mit modernen Design-Objekten in Bezug zu setzen. Was steckt alles in dem faszinierenden Verwandlungsmöbel, das Abraham Roentgen um 1760 entwarf? Welche Geschichten erzählt es? Und welche Nachfahren hat es im modernen Design? Alle Ideen und Bezüge sind erlaubt. Haft-Zettel, neonfarbene Klebebänder, Stifte und zwei knallrote Valentine-Schreibmaschinen von Olivetti aus den 1960ern stehen bereit, um die Gedanken niederzuschreiben, zu tippen oder zu malen und die gefundenen Wahlverwandtschaften direkt miteinander zu verbinden. Am Ende, da sind sich die Museumsleute sicher, werden alle die Dinge mit anderen Augen sehen.Design-Dialog nennt das MKG das Experiment, dessen erste Ergebnisse in der Designabteilung für alle Besucher*innen schon jetzt zu erleben und jederzeit weiterzuführen sind. Bereits im Juni haben Museumsleute und Gäste – mal zu zweit, mal zu dritt, mal ganz für sich – Ideen eingebracht und Geschichten zu den Kunstwerken erzählt, die ihnen in den Sinn kamen. Gemeinsam wurde diskutiert, was einen Taschenglobus von 1754 mit einem italienischen Sitzobjekt von 1966 verbindet, woran das berühmte Bauhaus-Telefon von 1928 erinnert oder warum ein Kassettenrondell aus den 1980er Jahren eigentlich museumsreif ist. Nun kennzeichnen meterlange farbig Streifen zwischen rund 100 ausgestellten Objekten aus Barock, Renaissance, Historismus, Mittelalter, Design und Moderne ungewöhnliche Verbindungen über die Epochen hinweg. Steckbriefe, Gedanken und Kommentare wurden aufgeschrieben und zwischen, über oder unter die Werke geklebt. Sie dokumentieren die vielen verschiedenen, neuen, überraschenden, poetischen und oft humorvollen Blicke auf die Dinge.