Die Gemälde der russischen Künstlerin Inna Artemova ähneln in ihrem Aufbau Sequenzen eines Storyboards oder Filmstills, in denen sich phantastische Szenarien ausbreiten. Die dargestellten Menschen, Objekte und Architekturen verharren in einem eigentümlich verwirrenden Schwebezustand, als sei die Ordnung von Raum, Zeit und Gravitation ausgesetzt.Inna Artemova
„Future Structures“
7. September – 12. Oktober
Vernissage am 6. September 18 – 21 Uhr
In ihrer Ausstellung „Future Structures“ führt sie mit einer Serie monochromatischer Gemälde dieses Vertigo fort. Architektonische Strukturen schweben über einer Ebene, ihre einzelnen Elemente haben in einer Art Zellteilung immer wieder neue Strukturen aus sich hervorgebracht. In der nächsten „Szene“ beugen sich Forscherinnen über die Miniatur dieser metabolischen Struktur. Ein zerborstenes Ei ist über dem Horizont erschienen. Wissenschaftler öffnen ein kugelförmiges Objekt aus dem wiederum Kugeln, Strahlen und konstruktivistischen Gegenstände entweichen. Eine Phalanx aus Streben flankiert einen breiten Pfad, der sich zu einem lichten Horizont hin öffnet, auf den sich einzelne Figuren hinzubewegen scheinen.
Die Zeit scheint in den Bildern angehalten. Befinden wir uns auf einer Reise in eine utopische Zukunft oder betrachten wir die zerborstenen Überreste einer gescheiterten Zivilisation?
Inna Artemova bedient sich der Beschreibung einer Realität an der Grenze zur Fantastik, schwankend zwischen utopischen und dystopischen Weltentwürfen, um die tiefgreifenden transformatorischen Ereignisse, die die (post-) sowjetische Gesellschaft erfahren hat und deren Auswirkungen noch heute sichtbar sind, zu kommentieren.
Eingebunden in einen sowohl architektonischen und cinematografischen Resonanzraum rufen ihre Arbeiten Motive aus Andrej Tarkowskis Film „Stalker“ auf, dessen Vorlage die Brüder Strugatzki mit ihrem fantastischen Romans „Frühstück am Wegesrand“ lieferten. Auch zeitgenössische Erzählungen dystopischer Welten in „Metro 2033“ von Dmitri Gluchowski oder „Kys“ von Tatjana Tolstoi verweben sich als Echo in den Werken.
„Future Structures“ wird somit zu einer metaphysischen Reise ans Ende der Gewissheit über unsere Vorstellung von der Ordnung der Welt.