Die Abkürzung PGH stand in der DDR für „Produktionsgenossenschaft des Handwerks“ und meinte den Zusammen-schluss einzelner Handwerksbetriebe zu Genossenschaften. Unmittelbar vor dem Mauerfall am 9. November 1989 – vor beinahe dreißig Jahren – gründeten vier junge Ost-Berliner Künstler*innen ihre eigene PGH. Anke Feuchtenberger (*1963), Detlef Beck (* 1958), Holger…
Die Abkürzung PGH stand in der DDR für „Produktionsgenossenschaft des Handwerks“ und meinte den Zusammen-schluss einzelner Handwerksbetriebe zu Genossenschaften. Unmittelbar vor dem Mauerfall am 9. November 1989 – vor beinahe dreißig Jahren – gründeten vier junge Ost-Berliner Künstler*innen ihre eigene PGH. Anke Feuchtenberger (*1963), Detlef Beck (* 1958), Holger Fickelscherer (*1966) und Henning Wagenbreth (*1963) veröffentlichten von nun an zahlreiche Plakate und Grafiken, Illustrationen und Flugblätter mit dem dreieckigen Logo der PGH Glühenden Zukunft. Ihr Stil unterschied sich mit frecher, oft schmunzelnd-böser Zeichnung und lebhafter Handschrift deutlich von dem der Kolleg*innen im Westen, bei denen Fotografie und sauber gesetzte Schriften vorherrschten. Mit dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 entstand über Nacht eine neue Stadt mit zwei sehr unterschiedlichen Hälften. Die Unterschiede setzten sich bis in die Plakatgestaltung fort. Die Ostberliner Zeichner*innen haben es seither weit gebracht, lehren an Universitäten in Berlin und Hamburg und werden international gehandelt. Zu ihnen tritt in der Ausstellung Volker Pfüller (*1939), eine Generation älter und großes Vorbild für die jungen Künstler*innen. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Falls der Berliner Mauer zeigt das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) über siebzig Plakate und etwa dreißig kleinere Illustrationen aus eigenem Bestand. Es handelt sich dabei um Schenkungen der Künstler*innen sowie eines Berliner Sammlers.
Anke Feuchtenberger und Henning Wagenbreth konnten nach der Wende auch im Westen Fuß fassen. Als Professor*innen in Hamburg beziehungsweise Berlin unterrichten sie Illustration und üben nach wie vor großen Einfluss auf die Grafiker*innen und Illustrator*innenszene aus. Vor allem in den 1990er Jahren schufen sie zahlreiche Plakate für Theater in Ost und West. Eine Generation älter ist Volker Pfüller. Er arbeitet seit den 1970er Jahren als Bühnenbildner für die Theater der ehemaligen DDR und begann ab 1980 auch Plakate zu zeichnen. Seit 1982 unterrichtet er an der angesehenen Kunsthochschule Weißensee in Ostberlin, an der auch Wagenbreth und Feuchtenberger studierten. 1991 übernahm Pfüller die Professur für Illustration an der renommierten Hochschule für Buchkunst und Grafik in Leipzig. Gemeinsam haben die drei Zeichner*innen die Tradition des osteuropäischen Theaterplakates, das mit freier und individueller Zeichnung auf die Stücke und Schauspieler*innen eingeht, fortgeführt.
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