Die in Berlin lebende Künstlerin Johanna Jaeger (*1985) wurde als inzwischen 6. Stipendiatin für Fotografie für das Jahr 2018 zu einem Arbeitsaufenthalt in Dresden eingeladen. Sie hat ihr künstlerisches Konzept an verschiedenen Orten entwickelt, etwa bei Studienaufenthalten in Montpellier, New York, Moskau und zuletzt Berlin.Als Ergebnis ihres Stipendiums stellt Johanna Jaeger in der aktuellen Ausstellung der Technischen Sammlungen Dresden vier Werkgruppen vor (emulsion blues, camera commentary, teststripes of time, desktop horizon), die den Ausstellungsraum in eine begehbare Installation verwandeln. Für die Serie „emulsion blues“ hat sie lichtempfindliche Materialien – fotografische Emulsionen auf analogem Fotopapier - im Prozess ihrer Veränderung durch Belichtung und Entwicklung dokumentiert. Die entstandenen Bilder werden mit Aufnahmen legendärer Fotoapparate aus der Kamerasammlung der Technischen Sammlungen Dresden zur titelgebenden Arbeit „camera commentary“ kombiniert.
Die „teststripes of time“ können gleich in doppelter Hinsicht für Fotografie stehen: Ein konventionelles Motiv, eine Aufnahme des bewölkten Himmels, wird in der Ausstellung als Negativ und als Positiv präsentiert. Ebenfalls monumental in der Größe finden sich Belichtungsproben, riesige Teststreifen, als Objekte im Raum verteilt. Belichtungszeit wird so sichtbar gemacht, zugleich aber auch der fotografietypische Versuch, ein zeitlich vorübergehendes Phänomen in seiner ästhetischen Ausstrahlung zu fixieren.
Johanna Jaeger setzt die Fotografie insgesamt als Bestandteil einer experimentellen Praxis ein, die sowohl die Wahrnehmung selbst wie auch die Elemente der Fotografie befragt. Der abbildende Charakter der Aufnahmetechnik wird in ihre Arbeiten integriert – doch geht es nicht um die einfach Wiederspiegelung der äußeren Realität. Die Geschichte der Fotografie vermittelt sich in der Kamerastadt Dresden auch in Geschichten von technischen Apparaturen, von chemischen Verfahren und lichtempfindlichen Materialien – in den Bildern und Installationen von „camera commentary“.
Das Dresdner Stipendium für Fotografie und die Ausstellung sind ein Kooperationsprojekt der Dresdner Stiftung Kunst & Kultur der Ostsächsischen Sparkasse Dresden und der Technischen Sammlungen Dresden. Es wird alle zwei Jahre ausgeschrieben. Während des dreimonatigen Arbeitsaufenthaltes in Dresden erhalten die Fotograf*innen neben einem monatlichen Stipendium eine freie Unterkunft sowie einen Zuschuss für Materialkosten. Ziel ist es, nach Projektabschluss die entstandenen Arbeiten in den Technischen Sammlungen Dresden auszustellen.