Die Galerie Thaddaeus Ropac Salzburg freut sich, in Zusammenarbeit mit der Robert Rauschenberg Foundation eine Ausstellung zu präsentieren, die der Borealis Serie von Robert Rauschenberg gewidmet ist. Die zwischen 1988 und 1992 in Captiva, Florida, entstandenen Borealis Werke gelten als eine der experimentellsten und innovativsten Serien Rauschenbergs.In diesen Werken übertrug Rauschenberg während seiner ROCI-Tour (Rauschenberg Overseas Culture Interchange, 1984-91) aufgenommene Fotos im typischen Siebdruckverfahren auf Messing-, Kupfer- und Bronzeplatten und trug dann Flüssigkeiten auf, die chemische Reaktionen an der Oberfläche hervorriefen und die Wahrnehmung der Motive veränderten. Mit ihren subtil reflektierenden Oberflächen verändern sich die Borealis Werke je nach Blickwinkel und spielen damit auf die sich ständig verändernde Wirklichkeit der Moderne an.
Der Titel der Serie bezieht sich auf die Aurora Borealis (im Volksmund als „Nordlichter“ bezeichnet), die auf der Nordhalbkugel als diffuses Leuchten lebendiger Farben am Nachthimmel erscheint. Rauschenberg hatte dieses Phänomen erstmals auf seinen Reisen in Schweden erlebt und erklärte später im Hinblick auf seine Borealis Serie: „Ich dachte mir, dieses Wort sollte der Titel für diese Korrosionen sein.“
Aus den figurativen Motiven der Borealis Serie lässt sich keine spezifische Erzählung ableiten. Wie Kuratorin Corinna Thierolf in ihrem Aufsatz im begleitenden Katalog postuliert: „In seinen Bildern treten die Motive, darunter Verkehrsschilder, Zeitungsausschnitte, Architekturansichten mit spiegelnden Fassaden, Fahrzeuge, Funkstationen, Informationstafeln, Tiere und Pflanzen, nur vage hervor, und so liegt es durchaus nahe, dass er in ihrer geheimnisvoll leuchtenden Präsenz eine Analogie zu den flüchtigen und wandelbaren Leuchtprozessen in der Natur gesehen hat.“
Rauschenbergs Borealis Werke zeugen von seinem technischen Können, das nichtsdestotrotz Platz für das Unvorhersehbare schafft. Die Borealis Serie folgt auf Andy Warhols Oxidation Paintings aus den 1970er Jahren und steht im Kontext der Ende der 1980er Jahre einsetzenden alchemistischen Wende, als Künstler wie etwa Sigmar Polke ein besonderes Interesse an der transformativen Kraft von Licht und Materialien zeigten. Die Borealis wurden schon bald zu einem Höhepunkt in Rauschenbergs Schaffen aus den 1980 - 90er Jahren. Heute sind die Werke in Sammlungen bedeutender Institutionen vertreten, darunter das Museum Ludwig in Köln, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München.
Zur Ausstellung erscheint ein vollständig illustrierter Katalog mit einem Essay von Dr. Corinna Thierolf, Kuratorin für Kunst ab 1945 an der Pinakothek der Moderne, München.