Olivier Mosset (*1944 in Bern, lebt in Tucson, Arizona) zählt seit Mitte der 1960er-Jahre zu den radikalsten Vertretern einer zeitgenössischen Malerei, die das Ideal künstlerischer Originalität durch Objektivität unterwandert. Ausgehend von der Frage, was Malerei ist und wie sie funktioniert, hat er ein vielfältiges Œuvre aus monochromen und abstrakt-geometrischen Werken geschaffen, das sich jeder mystifizierenden Bedeutungszuschreibung verweigert. Seine Arbeiten waren seither in wichtigen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen, 1990 konnte er die Schweiz an der Biennale in Venedig repräsentieren. Im Sommer 2019 wird sein Schaffen umfassend im Museum Haus Konstruktiv gezeigt.Mossets künstlerische Laufbahn beginnt um 1965 in Paris, wo er zunächst als Assistent von Jean Tinguely und Daniel Spoerri arbeitet. Er malt erste Werke mit Zahlen, Buchstaben und Punkten auf weissem Grund. 1966 gründet er mit Daniel Buren, Michel Parmentier und Niele Toroni die nach ihren Initialen benannte Künstlergruppe BMPT. Mit der Absicht, die vorherrschende Malerei grundlegend zu hinterfragen und bei Null zu beginnen, organisieren sie vier provokative Gemeinschaftsaktionen, in denen sie mit dem Abstrakten Expressionismus und der École de Paris brechen. Bereits 1967 löst sich die Gruppe wieder auf. Im Zeitraum von 1966 bis 1974 entstehen rund zweihundert identische Gemälde: Im Vorhaben, das Prinzip der Autorschaft zu unterwandern und eine Malerei zu schaffen, die auf nichts anderes verweist als auf sich selbst, malt Mosset unentwegt schwarze Kreisringe auf weiss grundierte Leinwände. Als diese unbetitelten Kreisbilder dennoch zu einer Art Signatur werden, wendet er sich horizontalen und vertikalen, meist zweifarbigen Streifenbildern zu, die ihn weiter zur Monochromie führen. 1977 zieht Mosset nach New York, trifft dort auf wichtige Vertreter des sogenannten Radical Painting und stellt gemeinsam mit ihnen aus. Bis Mitte der 1980er-Jahre beschäftigt er sich intensiv mit der Farbfeldmalerei, experimentiert mit verschiedenen Farben und Formaten, stets bedacht auf einen Farbauftrag ohne individuellen Duktus. 1985 kehrt er zurück zur geometrischen Abstraktion und produziert nunmehr auch skulpturale Werke.
Charakteristisch für Olivier Mossets Schaffen ist zudem seine Offenheit für Kooperationen, das auch in seiner Ausstellung im Museum Haus Konstruktiv deutlich wird: Neben aktuellen grossformatigen Monochromen, Shaped Canvases aus den letzten zwei Jahrzehnten und einigen Frühwerken sind immaterielle Lichtbilder zu sehen, die Madjid Hakimi, Beleuchtungsingenieur der Pariser Oper, in Zusammenarbeit mit Olivier Mosset entwickelt hat.
Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Monografie des Künstlers.
kuratiert von Sabine Schaschl