In diesem Jahr feiert die Hamburgische Sezession ihr 100-jähriges Jubiläum. Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) nimmt das Jubiläumsjahr 2019 zum Anlass, diese auch für das MKG spannende Zeit in den Fokus einer Ausstellung zu rücken. Bis März 2020 werden über 40 Druckgrafiken und Gemälde der Sezessionskünstler*innen sowie eine reiche Auswahl der von ihnen gestalteten Plakate und Kataloge gezeigt. In der Haspa-Galerie sind Grafiken von Rolf Nesch, Arnold Fiedler, Kurt Löwengard, Heinrich Steinhagen sowie Willy Davidson, Richard Haizmann und Heinrich Stegemann zu sehen, im angrenzenden Flur der Sammlung Moderne liegt der Fokus auf Gemälden von Künstler*innen wie Alma del Banco, Fritz Kronenberg sowie Gretchen Wohlwill, Karl Kluth, Willem Grimm und anderen.Die Hamburgische Sezession zählte im Laufe ihres Bestehens 52 reguläre Mitglieder, hatte aber viele Künstler*innen in ihrem unmittelbaren Umfeld, die sich an den jährlich stattfindenden Ausstellungen beteiligten. „Sie war eine ideale Künstlervereinigung“ – so Karl Kluth rückblickend – „die neben ihrer sachlichen Ausstellungstätigkeit eine Verbundenheit ihrer Mitglieder gewährleistete als ein Mittelpunkt kameradschaftlich-menschlich-warmer Zusammengehörigkeit. Alle wurden Freunde.“ 1933 setzte die Machtergreifung der Nationalsozialisten allem ein jähes Ende. Die zwölfte Sezessionsausstellung wurde im März gleichen Jahres auf behördliche Anordnung geschlossen. An die Sezessionist*innen erging die Aufforderung, ihre jüdischen Mitglieder auszuschließen. Der Versuch der Gleichschaltung scheiterte jedoch am Zusammenhalt der Künstler*innen, die sich auf ihrer letzten offiziellen Zusammenkunft im Mai 1933 einstimmig für die Selbstauflösung aussprachen und sich so mit ihren jüdischen Mitgliedern solidarisch zeigten.
Neben den vielen Künstlerpersönlichkeiten der Hamburgischen Sezession ist diese Ausstellung Max Sauerlandt, von 1919 bis 1933 Direktor des MKG, gewidmet. Als leidenschaftlicher Verfechter der Moderne unterstützte er die Künstler*innen, die sich 1919, im Jahr seines Amtsantritts, in der Hamburgischen Sezession zusammenfanden – mit der Idee vor Augen, Hamburgs Kunstleben nach der Zäsur des Ersten Weltkriegs aktiv zu gestalten. Sauerlandt kaufte die Arbeiten der Sezessionist*innen und prägte das Hamburger Kunstleben als Direktor der Landeskunstschule. „Je lebendiger ein Museum ist“, so Sauerlandt 1925, „umso lebendiger wird die öffentliche Teilnahme an seinem Ergehen.“ Dass dieses Engagement Wirkung zeigte, spiegelt Neschs Mutmaßung, Hamburg werde Berlin als Metropole der Moderne künftig den Rang ablaufen. In der Sammlung des MKG befinden sich viele Werke der Sezessionist*innen, die Sauerlandt gewidmet sind oder ihn darstellen. Durch die Beschlagnahme der Nationalsozialisten 1937 gab es zwar große Verluste, diese konnten aber durch gezielte Erwerbungen vom Heinz Spielmann, 1960 bis 1986 Kurator am MKG, in den 1960er Jahren ausgeglichen werden. Dazu zählen unter anderem die beiden Sauerlandt-Büsten von Richard Haizmann und die Radierung von Rolf Nesch, die Sauerlandt mit der „Badenden“ von Ernst Ludwig Kirchner zeigt. Dieses Blatt war das persönliche Geschenk des Künstlers, das Alice Sauerlandt dem MKG aus dem Nachlass ihres Mannes verkaufte. Zusammen mit der Haspa-Sammlung verfügt das MKG über einen reichen Bestand an Kunstwerken der Hamburger Sezession und ist so in der Lage, mit der Ausstellung ein umfassendes Bild des Schaffens dieser Gruppe zu zeichnen.
Gezeigte Künstler*innen: Alma del Banco, Willem Grimm, Richard Haizmann, Karl Kluth, Fritz Kronenberg, Rolf Nesch, Heinrich Steinhagen, Friedrich Ahlers-Hestermann, Eduard Bargheer, Kurt Löwengard, Gretchen Wohlwill, Heinrich Stegemann, Willy Davidson, Arnold Fiedler, Anita Rée.
Eine Ausstellung mit Werken aus dem MKG und aus der Sammlung Hamburger Sparkasse. Rund 350 Exponate dieser Sammlung, vor allem von Künstler*innen der Hamburgischen Sezession, befinden sich seit 2002 als Dauerleihgabe im MKG.