„Im Tai Chi gibt es zwei Familien die etwas im Zwist darüber sind, wer den authentischeren Stil ausführt – Familie Yang und Familie Chen.“ (J. Plogsties) Der Ausstellungstitel greift die Namen dieser beiden Familien und somit auch das Thema ihres Wettstreites auf – Authentizität. Denn Bilder von berühmten Künstlern wie Picasso, Vermeer van Delft, da Vinci, Dürer, Jan van Eyck, Botticelli, Magritte oder Rembrandt bilden die Vorlagen für Plogsties Malerei. Hinzu kommen ikonische Plattencover, zum Beispiel vom Beatles-Album Abbey Road.Die Imitation ist nicht das Ziel: „Ich interpretiere permanent, und es ist ganz spannend zu merken, dass man gar nicht anders kann.“ (J. Plogsties)
Dabei sind nicht die originalen Gemälde die Impulsgeber, sondern deren Reproduktionen in Kunstbüchern, Katalogen, im Internet und auf Postkarten. Das „Abmalen“ erfolgt konsequenterweise nicht im Stile des Originals und auch dessen echte Bildmaße und materielle Beschaffenheit finden keine Berücksichtigung. Alles auf der Reproduktion gerät zum „Vor-Bild“ und wird gleichbedeutend wahrgenommen, wie etwa die Ränder der Postkarten und die Farbstichigkeit des Abgebildeten. So sucht der einsetzende malerische Prozess im Reproduzierten eine eigene Struktur der Oberfläche und deren Rhythmisierung. Der Pinselduktus kann demnach lockerer, expressiver, impressiver, realistischer oder konstruktiv-konkreter werden als im Original.
Jochen Plogsties (*1974) studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig von 2003 bis 2006 bei Arno Rink und war bis 2008 Meisterschüler von Neo Rauch. Als postpostmoderner Konzeptmaler tangiert und negiert er zugleich mit seiner Vorgehensweise die Fragen nach künstlerischer Urheberschaft, nach Authentizität und Originalität eines Kunstwerkes sowie nach dem, was mal als Künstlergenie galt.