2019 jährt sich die Gründung des Bauhauses zum 100. Mal. Die Kunstvilla reiht sich in den Jubiläumsreigen ein und präsentiert vom 14. März bis 23. Juni 2019 Werke der Nürnberger Künstlerinnen und Künstler, die an der bekanntesten deutschen Kunsthochschule zwischen 1919 und 1933 studiert haben. Daneben werden Persönlichkeiten wie Georg Gustav Wieszner, Lud- wig Grote, Curt Heigl und Eva Eyquem vorgestellt, die die Rezeption des Bauhauses in Nürnberg vor und nach dem Zweiten Weltkrieg entschieden geprägt haben.Deutschlands bedeutendste Kunsthochschule bestand lediglich von 1919 bis 1933. Doch es waren 14 folgenreiche Jahre, in welchen die drei Direktoren Walter Gropius, Hannes Meyer und Mies van der Rohe die Geschicke der Kunsthochschule an den drei aufeinanderfolgenden Standorten Weimar, Dessau und Berlin lenkten. Nach der von den Nationalsozialisten erzwunge- nen Schließung 1933 avancierte das Bauhaus schnell zum Mythos, nicht zu- letzt durch das Engagement seines Gründungsdirektors Walter Gropius, der sich in Amerika als „Mister Bauhaus“ profilierte. Die weltweite Resonanz reduzierte in der Folge zugleich die Innovationskraft und Vielseitigkeit des Bauhauses auf ein Dutzend Künstlerinnen und Künstler und auf ausgewählte Designobjekte. Der sogenannte Bauhausstil schrumpfte das Bauhaus zu einer Kaderschmiede für Designer. Dabei war das Bauhaus eine überaus vielseitige Kunsthochschule mit starken Künstlerpersönlichkeiten im Lehr- körper, deren Ausbildungskonzept vor allem von Vielfalt und Toleranz sowie von dem reformpädagogischen Ansatz, Körper und Geist gleichermaßen zu bilden, geprägt war.
Etwas über 1.200 Studenten besuchten in der Zeit ihres Bestehens das Bau- haus. Im Zuge des Jubiläums treten bislang unbekannt gebliebene Künstle- rinnen und Künstler ins Rampenlicht, deren weiterer Lebenslauf vielfach von ihrem Studium am Bauhaus und ihrem damals entstandenen Netzwerk be- stimmt wurde. Die Ausstellung „Unsere Künstler am BAUHAUS“ vereint mit über 100 Exponaten aus den Bereichen Kunst, Architektur und Design be- kannte und noch zu entdeckende künstlerische Positionen.
Unter den präsentierten Künstlern ist Rudolf Ortner (1912 – 1997) sicherlich der bekannteste, da sein Schaffen vielfach ausgestellt wurde. Ortner erlebte das Bauhaus erst in seiner Auflösungsphase in Berlin 1932/1933, doch die Bekanntschaft mit Mies van der Rohe und Wassily Kandinsky prägte ihn sein Leben lang. Der später ebenfalls als Architekt tätige Josef Frör (1908 – 1979) studierte ab 1931 am Bauhaus Dessau, mit dem er ein Jahr später nach Berlin umzog, bei Mies van der Rohe, Lilly Reich und Ludwig Hilbersei- mer. An seinen späteren Wirkungsorten Freiburg, München und Bad Aibling widmete sich Frör vor allem dem Wohnbau und der Inneneinrichtung. Bella Ullmann (1905 – 1993), die hochgeehrt als „Bauhausdame“ 1993 in Stuttgart starb, fand am Bauhaus ab 1928 ihre künstlerische Heimat in der von Gunta Stölzl geleiteten Weberei, illustrierte in den 1950er-Jahren aber auch Kinder- bücher und entwarf Mode- und Teppichdesigns. Der Bildhauer Willy Bloss (1906 – 1946) schließlich, der sich nach dem Studium am Bauhaus, an der Schule von Johannes Itten in Berlin und an der Münchener Kunstakademie als einziger der beteiligten Künstlerinnen und Künstler 1930 wieder in Nürn- berg niederließ, reüssierte in seiner Heimatstadt mit Porträtköpfen der Nürn- berger Gesellschaft.
Dass die Strahlkraft des Bauhauses sehr bald bis in den Süden Deutsch- lands reichte, das wird nicht nur durch seine Anziehungskraft für Studentin- nen und Studenten belegt. Einzelne Persönlichkeiten, darunter der Kunstwis- senschaftler und Pädagoge Dr. Georg Gustav Wieszner (1893 – 1969), propagierten zeitgleich die Bauhaus-Idee in Nürnberg. „Dr. Alleswieszner“ begann bereits in den 1920er-Jahren einen Austausch mit dem Bauhaus in Dessau und knüpfte enge Kontakte zu Laszlo Maholy-Nagy und Wassily Kandinsky. In Nürnberg setzte Wieszners Ehefrau Lily Wieszner-Zilcher (1894- 1967) die am Bauhaus entwickelte schnörkellose Typografie konge- nial unter anderem in Druckmedien der Theatergemeinde und der Volks- hochschule um. Mit Dr. Ludwig Grote (1893 – 1974) wurde der ehemalige Landeskonservator von Anhalt, der 1925 an der Ansiedlung des Bauhauses in Dessau beteiligt war, 1951 erster Direktor des Germanischen Nationalmuseums. Sein Plan, ein Bauhaus-Archiv in Nürnberg aufzubauen scheiterte, doch sein Engage- ment und seine Kontakte brachte er mit nach Nürnberg. Ebenso prägend für die Vermittlung des Bauhauses nach Nürnberg waren die Kunstpädagogin Eva Eyquem (1915 – 2009) und der langjährige Direktor der Nürnberger Kunsthalle, Curt Heigl (1923 – 2014), die beide in jungen Jahren wesentliche Impulse von Johannes Itten (1888 – 1967) erhalten hatten und vor allem dessen pädagogischen Ansatz in Nürnberg publik machten.
Die Ausstellung „Unsere Künstler am Bauhaus“ zeigt mit Kunst, Design, Spielzeug und Architekturentwürfen die Bauhausidee in ihrer gesamten Bandbreite. Ermöglicht wurde die Präsentation durch das große Entgegen- kommen der Nachlassverwalter und Erben, die bereitwillig ihre Archive und Bestände öffneten. Die Werke von Bella Ullmann und Josef (Sepp) Frör wer- den erstmals in Nürnberg ausgestellt. Daneben unterstützten namhafte Insti- tutionen wie das Neue Museum, das Spielzeugmuseum, das Stadtarchiv, das Germanische Nationalmuseum, das Stadtmuseum Erlangen und der Teppichhersteller Vorwerk das Projekt mit hochkarätigen Leihgaben. Das umfangreiche Begleitprogramm entstand in Kooperation mit dem Neuen Mu- seum, dem Erfahrungsfeld der Sinne, der Werkbund Werkstatt und dem KPZ.