Der Solothurner Künstler Martin Disler (1949–1996) hat das 140 Meter lange, 4,40 Meter hohe Bild 1981 im Württembergischen Kunstverein Stuttgart in einer einzigartigen Aktion während nur vier Nächten gemalt: jede Nacht ein Bild von 35 Metern Länge! Das monumentale Gemälde ist das legendärste Werk des wichtigen Exponenten der neuen expressiven Malerei. Obwohl das Bild damals in Stuttgart nur wenige gesehen haben, wurde es schnell bekannt und mit ihm sein Schöpfer. Martin Dislers Gemälde ist seit den 1980er Jahren eingelagert und mehrere Versuche, es auszustellen, scheiterten an den räumlichen Möglichkeiten.2007 hat die Gottfried Keller-Stiftung das Gemälde erworben und damit ein Zeichen gesetzt, dass dieses einzigartige Werk von nationaler Bedeutung ist. Um es auszustellen, braucht es besondere räumliche Gegebenheiten, die im Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseums in idealer Weise vorhanden sind. Damit kann das legendäre Bild erstmals in der Schweiz gezeigt werden. Die Präsentation im Bündner Kunstmuseum wird denn auch mit grosser Spannung erwartet. Nur im Raum selbst wird erfahrbar sein, mit welch malerischer Kraft Martin Disler sein Liebes-Panorama aufspannt. Er kennt dabei keine Grenzen. Endlos berühren sich die Körper, fliessen ineinander, um sich zugleich in aller Heftigkeit gegeneinander zu behaupten. Zärtlichkeit, Wollust und (sexuelle) Gewalt manifestieren sich in einem fort. Als Betrachtende im Raum sind wir ringsum umgeben von diesem Bild und erleben seine radikale Unausweichlichkeit. Martin Disler hat sich ihr gestellt und konfrontiert uns damit ganz unmittelbar.
Das Bündner Kunstmuseum feiert mit der Präsentation dieses Bildes nicht nur sein Jubiläum, sondern beteiligt sich gleichzeitig auch am Ausstellungsreigen zu den «Glanzlichtern der Gottfried Keller-Stiftung» im Landesmuseum Zürich und im MASI Lugano.
Zur Ausstellung erscheint im Verlag "Scheidegger & Spiess" ein Katalog mit Beiträgen von Martin Disler, Patrick Frey, Edi Goetschel, Dieter Hall, Stephan Kunz und Tilman Osterwold.