Mit Intakt im Takt präsentiert die GALERIE SUPPER, Baden-Baden, eine abwechslungsreiche Gruppenausstellungen, die Positionen aus dem Programm der Galerie mit etablierten, internationalen Künstlerinnen und Künstlern kombiniert.Ich schreite einher, schlenkere mit den Armen und brumme vor mich hin, noch fast ohne Worte, mal verkürze ich den Schritt, um mein Gebrumme nicht zu stören, mal beschleunige ich das Brummen im Takt des Schreitens. So wird der Rhythmus zurecht gehobelt und ausgeformt – er ist die Grundlage jedes poetischen Dings, er durchzieht es mit seinem Getöse.
Diese Worte schreibt der russische Dichter Vladimir Majakovskij im Jahr 1926 in seinem Aufsatz "Wie macht man Verse?". "Jedes poetische Ding" meint hier in erster Linie die Literatur, weist dabei doch weit über sie hinaus: Die Komposition einer Malerei, einer Zeichnung oder Collage ist - wie der Begriff bereits andeutet - nie auf die räumliche Dimension des Materials beschränkt. Verschiedene zeitliche Ebenen spielen sowohl in der Entstehung als auch in der Rezeption einer jeden künstlerischen Arbeit eine maßgebende Rolle. In der Musik definiert der Rhythmus ein Grundmotiv, das sich einerseits durch seine permanente Wiederholung definiert, andererseits durch Variationen und Pausen immer wieder neu gebrochen wird. Diese variierende Zeitlichkeit schlägt sich auch in der Bildenden Kunst nieder: Durch Duktus, Linienrichtung und Farbkomposition entsteht im Bild eine Dynamik, deren Takt die feste Basis bildet für sprunghaft auftretende Leerstellen und Abweichungen.
In den präsentierten Arbeiten wie etwa von Monika Thiele, Tino Geiss und Andreas Lau wird diese Form der streng getakteten Wiederholung besonders deutlich: Eng aneinander gesetzte Punkte, übereinander geschichtete Stiche oder nebeneinander platzierte Klebestreifen setzen hierbei das Raster, das erst durch seine Unterbrechung oder Überlagerung belebt wird. Das Taktgefühl, das die Ausstellung adressiert, geht jedoch über diesen formalen Rahmen hinaus: Schließlich ist es immer auch der Rhythmus der jeweiligen Zeit und der damit einhergehenden gesellschaftlichen Entwicklungen, die sich in der Kunst niederschlagen. Die gezeigten Arbeiten - und hier bemühe ich noch einmal die Worte Majakovskijs - hobeln diesen Rhythmus wahlweise zurecht oder formen ihn aus, um dem "Getöse" einen Ausdruck zu verleihen.
KünstlerInnen:Ellen DeElaine, Tino Geiss, Rayk Goetze, Katharina Grosse, KEHL, Andreas Lau, Mike MacKeldey, Katharina Meister, Berit Mücke, Roland Schauls, Dag Seemann, Katharina Sieverding, Monika Taffet, Monika Thiele, Patricia Thoma, Andreas Wachter, Anja Warzecha.