Zum zehnten Todestag des Künstlers Thomas Meier-Castel (1949–2008), der nach Stationen in Karlsruhe, London und Paris einen Großteil seines Lebens im saarländisch-lothringischen Grenzgebiet verbrachte, zeigen die Kunstsammlungen Chemnitz eine Auswahl seiner Werke. Mit zehn großformatigen Radierungen wird ein Künstler vorgestellt, der eine eigenständige und unverwechselbare Position in der zeitgenössischen Grafik in Deutschland einnimmt.Thomas Meier-Castel übersetzte die Technik der Radierung in die Sprache der Gegenwart und verlieh ihr gestalterisch neue Ausmaße. Nicht mit der Radiernadel, sondern mit elektrischen Schlagbohrern, Trenn- und Schleifscheiben, mit Bandschleifern, Plasmaschneidern und großen Parkettschleifmaschinen bearbeitete er riesige Metallplatten. Seine Druckplatten erstreckten sich auf ein mal zwei Meter und sprengten damit die üblichen Dimensionen. Da gängige Radierpressen diese Größen nicht erreichen, ließ sich Meier-Castel nach seinen Maßgaben eine eigene Druckerpresse bauen.
Als „Freiluftradierer“ arbeitete der Künstler mit seinen Platten unmittelbar an historisch aufgeladenen Orten wie in den Industriewerken von Leuna in Sachsen- Anhalt. Die Drucke auf dem satten Büttenpapier mit ihren feinen Graten, dem samtig- weichen Schwarz, den differenzierten Abstufungen der Töne, den hellen Grauflächen und widerspenstig wirkenden schwarzen Linien stehen in ihrer zarten Schönheit in unerwartetem Kontrast zu der harten Arbeit ihrer Erzeugung, den groben Geräten und der Anstrengung des Drucks.
Zur Ausstellung, einer Kooperation mit dem Saarlandmuseum – Moderne Galerie der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, erscheint ein Katalog.