Erwin Wurms (*1954) Ausstellung Peace & Plenty stösst auf so grosses Interesse, das wir uns entschlossen haben, sie um eine Woche zu verlängern. Die erste Zeichnungsausstellung des österreichischen Weltstars der zeitgenössischen Kunst ist noch bis zum 30.09. zu sehen.600 Blätter geben Einblick in Erwin Wurms Werkkosmos, thematisieren seine Interessen oder Sorgen und zeugen von seinem witzigen bis bissigen Blick auf die Unzulänglichkeiten der Men- schen. Die Quelle seiner Arbeiten ist das Leben selbst, jene gewöhnlichen Dinge und Situatio- nen, die Teil unseres Alltags sind. Dieser enge Bezug zum Lebensalltag und die Direktheit der Bildfindungen, lässt die Werke unmittelbar zu uns sprechen. Sie reflektieren jedoch nicht nur ironisch-kritisch den zeitgenössischen Alltag, sondern auch die Kunstgeschichte. Mit seinen Arbeiten erweitert Erwin Wurm fortlaufend den Skulpturbegriff.
Thematisch wie technisch sind Erwin Wurms Zeichnungen enorm vielfältig: Bleistift, Farbstift, Kugelschreiber, Wasserfarbe, Collage, mal ganz feine Linien, mal dicke, grosszügige Pinsel- striche oder auch Filzstift auf Hochglanzmagazinen. Ob daheim oder auf Reisen, der Künstler zeichnet fast täglich und hält so fest, wohin seine Gedanken schweifen. Dabei arbeitet er mit dem vor Ort verfügbaren Papier, in verschiedenen Qualitäten und Formaten. Der Ausstellungs- titel Peace & Plenty verweist einerseits auf das gleichnamige Hotel in George Town (Great Exu- mas/ Bahamas), in dem unzählige Zeichnungen entstanden sind, und andererseits auf die schiere Menge an Werken.
Die Zeichnungen sind Reflexion, Weltkommentar sowie Ideenspeicher. Skizzen für den österrei- chischen Pavillon an der Biennale in Venedig 2017 verdeutlichen den Entstehungsprozess der dort gezeigten Arbeiten. Etliche Zeichnungen sind One Minute Sculptures gewidmet: Ein Mann balanciert eine Tube Handcreme auf seiner Nase, ein anderer versucht auf den Armlehnen eines Stuhls zu stehen, während ein dritter so lange ausharrt, bis er nur noch als Skelett an der Wand lehnt (One Minute for Ever). Natürlich sind auch Deformierungen (Blähungen und Verschnitte) ein Thema und immer wieder Zigaretten (Asthma) und Waffen (Bullets).
Biografie Erwin Wurm, geboren 1954, lebt in Limberg und Wien. Der Künstler hat sein Werk seit den 1990er-Jahren in unzähligen Einzelausstellungen rund um den Globus gezeigt, 2018 von den Philippinen über Südkorea und das Kunstmuseum Luzern bis in die USA. 2013 erhielt er den Österreichischen Staatspreis, 2015 die Auszeichnung «Österreicher des Jahres» in der Kategorie Kulturerbe und 2017 vertrat er Österreich an der Biennale von Venedig.
kuratiert von Eveline SuterEine Kooperation von Kunstmuseum Luzern und Albertina, Wien Ausstellung und Publikation werden unterstützt von Artclub Luzern.