Im Rahmenprogramm wird Manuel Franke am 24. Juli mit dem französischen Konzeptkünstler Daniel Buren (* 1938) ein Gespräch vor Publikum führen. Der Dialog findet sowohl vor Colormaster F im Städel Garten als auch vor Daniel Burens Werken in der Städelschen Sammlung statt.
Colormaster FDer Name Colormaster geht auf den Namen eines Farbtemperaturmessers zurück, wie er vor der digitalen Zeit in der professionellen Fototechnik zum Messen von Farbstichen eingesetzt wurde. Der Titel wurde von Franke wiederholt verwendet, wobei das F für die Stadt Frankfurt steht. Mit der Wahl des Titels verweist der Künstler auf die besondere Bedeutung, die Farbe in seinem Werk einnimmt – „mit der Farbe wechselt ein Objekt seine Identität“. Colormaster F ist nicht auf eine einzige Betrachterperspektive festgelegt, sondern lädt vielmehr dazu ein, mit der Skulptur zu interagieren und die verschiedenen Sehweisen zu erkunden, die durch sie ermöglicht und gleichermaßen versperrt werden. Zudem kann Colormaster F nie in seiner Gänze erfasst werden, sondern besteht immer aus zwei unvereinbaren Ansichten, je nachdem, ob man sich auf dem Hügel der Gartenhallen ausruht oder sich dem Museum und dem Kunstwerk von der Dürerstraße/Stadtseite nähert. Genauso wird auch die Architektur des Städel Gartens sowie des Städel Museums zum integralen Bestandteil von Colormaster F, indem sich die Skulptur auf ihr architektonisches Gegenüber bezieht.
Auffällig bei Frankes Intervention sind die Aussparungen im Bereich von Adolf Luthers Integration Stehlinsen (1990). Seit 2013 befindet sich diese Dauerleihgabe der Adolf-Luther-Stiftung halb auf der Wiese, halb auf der Wegfläche des Städel Gartens. Die Skulptur Colormaster F unterbricht ihren Weg von Rasenkante zu Rasenkante nicht, bezieht jedoch die Stelen mit ein. Wiederholt hat Franke das Einschließen anderer Kunstwerke zum Thema gemacht – so integrierte er 2006 James Lee Byars’ Arbeit Die Träne (1986) an der Außenmauer der Düsseldorfer Kunsthalle.
Technik und HerstellungFür Colormaster F verwendet Manuel Franke Weißzement und Pigment; beides wird dem Künstler durch den Betonhersteller Dyckerhoff aus Wiesbaden bereitgestellt. Der gewöhnliche Charakter des Betons wird durch Benutzung von blaupigmentiertem Weißzement leuchtend aufgebrochen. Außerdem werden industriell bombiertes Wellblech und Hochglanzlack eingesetzt. Die Sinuswelle, die sonst vorrangig in der Landwirtschaft oder bei Fabrikgebäuden genutzt wird, erstrahlt in Colormaster F auf der einen Seite in hellem Rosa und auf der anderen in leuchtendem Orange und verliert somit ein Stück weit ihren industriellen, unsinnlichen Charakter. Der Künstler ließ das Blech mit genormten Farben lackieren, wodurch die Oberfläche einer Autokarosserie gleicht.
Manuel FrankeManuel Franke studierte unter anderem bei Tony Cragg und Irmin Kamp an der Kunstakademie Düsseldorf sowie bei Daniel Buren und Pontus Hulten am Institut des hautes études en arts plastiques in Paris. In seiner künstlerischen Praxis nimmt er häufig Interventionen im Raum vor, die zwischen Skulptur, Installation und Bild changieren. Dabei arbeitet er stets ortsbezogen, indem er die architektonischen und urbanen Strukturen der Umgebung ebenso in sein Werk einbezieht wie den politischen, historischen und sozialen Kontext. Zuletzt gestaltete Franke eine U- Bahn-Station der Düsseldorfer Wehrhahnlinie mit seinem großflächigen Projekt Achat, für das er mit Hunderten von Glastafeln einen begehbaren Farbraum entstehen ließ, der eine sogartige Wirkung entfaltet.
Franke hat unter anderem im Kunstraum Düsseldorf, im Artspace Sydney sowie im Kunstverein Nürnberg ausgestellt und war im Kunstverein Mönchengladbach, in der Villa Massimo Rom und im Kunstmuseum Bonn in Gruppenausstellungen vertreten. Seine zumeist temporären Eingriffe thematisieren oft das Sehen selbst, da sie Dinge verstellen oder verdecken und dabei gleichzeitig neue und ungewohnte Sehweisen eröffnen. Charakteristisch für seine raumgreifenden und den Raum transformierenden Installationen sind die malerische Oberflächenbehandlung und eine besondere Farbigkeit.
„Im Städel Garten“Mit der Reihe „Im Städel Garten“ öffnet das Städel Museum seine frei zugängliche Gartenfläche für wechselnde Installationen, Performances und Veranstaltungen zur Gegenwartskunst. Seit der Neupräsentation der Skulpturensammlung im Städel Garten 2013 wurde der Außenraum des Städel immer wieder zum Ort für performative und installative Arbeiten, zum Beispiel von Adrian Williams (Watering Hole, 2013), Adolf Luther (Architektur als Licht und Spiegelung, 2013), Erwin Wurm (One-Minute Sculptures, 2014), Franz Erhard Walther (Schreitsockel und Standstellen, 2014) oder David Claerbout (mit seinem Film Die reine Notwendigkeit, 2016).
Information: www.staedelmuseum.de, info@staedelmuseum.de, Telefon +49(0)69-605098-0, Fax +49(0)69-605098-111
Öffnungszeiten: Dienstag, Freitag bis Sonntag 10:00–18:00 Uhr, Mittwoch und Donnerstag 10:00–21:00 Uhr
Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, Familienkarte 20 Euro; samstags, sonn- und feiertags 14 Euro, ermäßigt 12 Euro, Familienkarte 24 Euro; freier Eintritt für Kinder bis zu 12 Jahren; Gruppen ab 10 Personen: 10 Euro/Person
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