Zwischen 1524 und 1534 schuf Michelangelo mit der Ausstattung der Medici-Kapelle in Florenz einen unübertroffenen Höhepunkt der Renaissanceskulptur. Besonders seine monumentalen Personifikationen der Tageszeiten, die paarweise - Morgen und Abend sowie Tag und Nacht darstellend - auf den Sarkophagen von Giuliano und Lorenzo de' Medici lagern, waren wegen ihrer beinahe schockierenden Nacktheit und kühnen Posen von immenser Vorbildwirkung für Generationen von Künstlern.Innerhalb der zahlreichen Nachbildungen von Michelangelos Tageszeiten nehmen die vier kleinformatigen Statuetten, die sich im Besitz der Dresdner Skulpturensammlung befinden, eine herausragende Stellung ein. Den kurfürstlichen Kunstkammerinventaren von 1587 und 1640 zufolge schenkte bereits um 1560/70 der toskanischen Großherzog Cosimo I. de´ Medici diese Figuren an Kurfürst August von Sachsen. Die Ausstellung "Im Schatten der Zeit. Giambologna, Michelangelo und die Medici-Kapelle" stellt diese Meisterwerke nun ins Zentrum der Betrachtung und zeigt wie bei einer kriminalistischen Spurensuche, warum diese Statuetten Frühwerke des großenflämischen Bildhauers Jean de Boulogne, (1529-1608), genannt Giambologna sein dürften.
In dieser Annahme, dass die Statuetten Frühwerke Giambolognas sind, der als der wichtigste Bildhauer Europas zwischen Michelangelo und Bernini betrachtet werden kann, begab sich die Kuratorin auf eine intensive Spurensuche nach der Autorenschaft, die bislang ungeklärt war. Dabei zeichnet die Ausstellung ein faszinierendes Bild vom kulturellen Austausch zwischen Florenz und Dresden um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Ein weiteres Schlaglicht wird auf die heutige Arbeit von Wissenschaftler*innen am Museum gesetzt, deren Forschung solche Zuschreibungen schlussendlich erst ermöglichen. Impressionen ‹