Die Kunstsammlungen Chemnitz am Theaterplatz präsentieren vom 1. Juli bis zum 14. Oktober neue Werke des Künstlers Markus Oehlen (*1956). Bestimmende Elemente der 2018 entstandenen Arbeiten sind Kordeln und Druckplatten. Die besondere Ästhetik dieser Kombination macht den Reiz der Bilder aus, die in Chemnitz nun erstmals zu sehen sind.Während Markus Oehlen an der Kunstakademie in Düsseldorf studierte, war die deutsche Malerei bei vielen Künstlern der jungen Generation stark von der Punkbewegung geprägt. Oehlen wählte damals einen anderen Weg als viele seiner Malerkollegen, die mit politisch provokanter und satirisch figurativer Malerei provozierten. Gegen den damaligen Trend löste er seine Kunst von gesellschaftlichen Themen und experimentierte grenzüberschreitend mit künstlerischen Ausdrucksformen. „Ich glaube nicht an die ehrliche Malerei. Ich liebe den Mix von Fotografie, Grafik, Malerei und Skulptur“, fasst er später seine Arbeitsweise zusammen.
Die Kordel, die Markus Oehlen kontinuierlich für seine Bilderfindungen nutzt, befestigt er auf Holz und verwendet sie als Stempel. Die Druckplatten werden mit schwarzer und blauer Acrylfarbe auf großformatigen Nesselstoff gedruckt. Die Stempeltechnik erzeugt eine spezielle grafische Textur und Materialität auf dem Stoff. Die Bilder wirken wie flüchtig entstandene Kritzeleien mit dem Kugelschreiber. Rätselhaften abstrakten Elementen setzt Oehlen deutbar Figuratives gegenüber. Die Vielfältigkeit der Bildsprache verlangt intensive Betrachtungen. Im fantastischen Makrokosmos der Werke finden sich unzählige Details. Auswahl und Anordnung der Motive scheinen wie zufällig ausgewählte Zitate einer Welt, in der alle Themen, Stilrichtungen und Beobachtungen bereits medial bearbeitet sind. Köpfe, Arme, Tiere, Fabelwesen, Pflanzen, Objekte oder Schemenhaftes werden aus Linien, geometrischen Formen und Bänderstrukturen zusammengefügt und tauchen in immer neuen Verbindungen und Überlagerungen auf. Schnell erfassbare Kompositionen wechseln sich mit feinteiligen Clustern ab. Gitter- und Netzstrukturen korrespondieren mit ornamentalen und organischen Elementen. Formen verwachsen mit Linien, werden von ihnen überzogen und zu einem quirligen, unruhigen Gespinst verbunden. Daneben stehen ruhige Bildzonen mit vertikalen und horizontalen Strichen, die wie meditative Konzentrationsfelder wirken.
Markus Oehlen ist auch als Musiker aktiv. Seine Bildkompositionen werden daher treffend mit dem Sampling und Arrangieren in der Musik verglichen. Er ist Dirigent seiner Bildwelten und entscheidet durch die Auswahl der Motive sowie der Intensität, mit der er andere Formen bis zur Unkenntlichkeit überstempelt oder ihnen Raum gibt, über die Stimmungen seiner Arbeiten. Im Wechsel zwischen konkret und abstrakt entdeckt der Betrachter das, was er gerade sucht, abhängig von seinen Erwartungen, Erfahrungen, Bedürfnissen, seinem Wissen und seiner Vorstellungskraft.
Markus Oehlen wird zur Eröffnung der Ausstellung am 30. Juni ein „Audiovisuelles Statement“ performen.