Die Ausstellung [Control] No Control präsentiert im Rahmen der 7. Triennale der Photographie Hamburg 2018 ausgewählte Arbeiten, die im Nebeneinander und in der Konfrontation die vielfältigen Wirkungsweisen von Macht durch Kontrolle spiegeln und erfragen. Die rund 80 Werke, darunter zahlreiche internationale Leihgaben, zeigen künstlerische Strategien, die der Überwachung Widerstand leisten und die Mechanismen sozialer Kontrolle hinterfragen.Welche Bilder beschreiben heute die vielfältigen Wirkungsweisen von Macht durch Kontrolle? Welche Bruchstellen und Möglichkeiten für Veränderung können sie sichtbar machen? Was bedeutet es, wissentlich kontrolliert zu werden oder selbst zu kontrollieren? Die Künstlerin Sophie Calle engagierte 1981 für die Arbeit La Filature einen Privatdetektiv, um sich beobachten zu lassen. Die Ausstellung zeigt ihr daraus entstandenes Diptychon mit Fotografien und Texttafeln.
Künstler wie Trevor Paglen werden heute selbst zum Detektiv, decken geheime Verbindungslinien auf und veröffentlichen verbotenes Material. In seiner neuesten Arbeit Behold These Glorious Times! (2017) widmet Paglen sich dem maschinellen Sehen, der künstlichen Intelligenz (KI) und dem sich verändernden Status des Bildes. Was passiert, wenn nicht mehr Menschen, sondern Computer Bilder lesen?
War man sich eine Zeit lang der Kontrolle durch Kameras noch bewusst, so werden zunehmend unbemerkt Aufnahmen vom Menschen erzeugt, wie Adam Broomberg & Oliver Chanarin mit ihrer Fotografie-Serie Spirit is a Bone (2016) aufzeigen. Mit Hilfe einer auf 3D-Gesichtsscans basierenden Sicherheits-technologie entwickeln sie einen neuen Atlas des Antlitz des Menschen, dem jedoch alles Menschliche fehlt.
Eine militärische Überwachungskamera der jüngsten Generation hat der irische Künstler Richard Mosse eingesetzt, um Menschen auf ihrer Flucht aus dem mittleren Osten und Nordafrika nach Europa zu filmen. Die Kamera kann auf 30,3 km Entfernung einen Menschen durch seine Körperwärme aufspüren. Sie wurde zur Grenzüberwachung, zur Erfassung von Kriegssituationen, sowie zum Aufspüren, zur Verfolgung und zur Rettung entwickelt. Mosses Arbeit Incoming (2014–2017) ist eine Reflexion über nationalstaatliche Kontrollen, menschliches Leid und Technologien, die gegen sich selbst verwandt, die Bedingungen der Sichtbarkeit fundamental verändern könnten. Realität wird heute durch Fotos wahrgenommen. Die fünf Bilder des Zyklus Presidency von Thomas Demand stehen dagegen für Macht und Kontrollverlust in verändeten Zeiten. Die Fotos entstanden anlässlich der Präsidentschaftswahl der Vereinigten Staaten von Amerika 2008 als Auftragsarbeit des New York Times Magazine. Sie dokumentieren nicht nur die Inszenierung von Macht, sondern demonstrieren zugleich, dass wir uns durch das Abbilden mit der Täuschung begnügen.
Beteiligte Künstler_innen: Adam Broomberg & Oliver Chanarin, Sophie Calle, Edmund Clark & Crofton Black, Thomas Demand, Bogomir Ecker, Harun Farocki, Jenny Holzer, Sven Johne, Annette Kelm, Mårten Lange, Richard Mosse, Trevor Paglen, Peter Piller, Barbara Probst, Thomas Ruff.
Zur Triennale der Photographie erscheint ein gemeinsamer Katalog aller beteiligten Häuser (39 Euro), in dem die Ausstellungen jeweils ausführlich vorgestellt werden. Die Hamburger Kunsthalle gibt dazu ein Künstlerbuch von Peter Piller heraus (19 Euro).
Die 7. Triennale der Photographie Hamburg 2018 findet von Juni bis September in Kooperation mit den großen Hamburger Museen, kulturellen Institutionen, Galerien und weiteren Veranstaltern in Hamburg statt. Das Fotofestival wird seit 1999 alle drei Jahre organisiert. Die diesjährige Ausgabe zum Motto »Breaking Point. Searching for Change« reflektiert die momentanen ökologischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen durch den Blickwinkel der Fotografie. Begleitet wird die Triennale von Künstler_innengesprächen, fachspezifischen Diskussionen, Vorträgen und Portfolio-Sichtungen.
Gefördert von: Freunde der Kunsthalle und Behörde für Kultur und Medien Hamburg
Kulturpartner: NDR Kultur
Medienpartner: Hamburger Abendblatt