Am gestrigen Abend präsentierte das Museum für Geschichte die zentrale Peter-Rosegger-Ausstellung als ersten von zahlreichen Programmpunkten im Rosegger-Gedenkjahr 2018. Den 100. Todestag und 175. Geburtstag des steirischen Dichters nimmt die Ausstellung Waldheimat und Weltwandel zum Anlass, den Journalisten, Zeitzeugen und Gesellschaftskritiker Peter Rosegger vor dem Hintergrund der Veränderungen seiner Zeit ins Zentrum zu rücken und neu vorzustellen.Peter Rosegger ist eine der großen steirischen Persönlichkeiten. Der gefeierte Autor und erfolgreiche Journalist wird heute allerdings vielfach auf die Hauptfigur eines seiner bekanntesten Werke reduziert: den Waldbauernbuben. „Eine Rolle, die Peter Rosegger zwar einerseits selbst gepflegt und stilisiert hat, der er aber andererseits bereits zu Lebzeiten zu entkommen suchte“, erklärt Kuratorin Astrid Aschacher. „Mit dieser Ausstellung zeigen wir eine andere Seite von Peter Rosegger“, so Aschacher.
Bis heute wird Peter Rosegger von vielen Menschen als Vermittler der regionalen Geschichte und als Zeuge des einfachen bäuerlichen Lebens geschätzt. Sein Leben und seine Literatur lassen sich jedoch von den europäischen und globalen Entwicklungen, welche die Zeit von 1848 bis 1918 bestimmen, nicht trennen: von Bauernbefreiung und Landflucht über Industrialisierung und Urbanisierung bis hin zur sich wandelnden medizinischen Versorgung und Schulbildung sowie zum aufkommenden Nationalismus. Die einzelnen Themen werden in der Ausstellung in Dioramen dargestellt, eine um 1900 beliebte Form der Präsentation. Sie sind ein Zitat aus der Zeit Peter Roseggers und verändern sich im Verlauf der Ausstellung: Sie wachsen, werden immer größer und brechen schließlich bei den Themen Industrialisierung und Mobilität mit der Schaukastenform, indem sie direkt in den Raum treten, den Raum erobern, verändern.
Als Kommentator begleitet Peter Rosegger die Besucher/innen auf Hörstationen mit seinen Zitaten. Zeitweise trifft man dabei auch auf den „schonungslosen Rosegger“: „Als populärer Schriftsteller zählte er zu den Meinungsmachern seiner Zeit, gerade als Journalist war er sehr kritisch“, erklärt Gerald Schöpfer, wissenschaftlicher Leiter der Ausstellung. „Doch Rosegger hat so viel geschrieben, dass seine Geschichte letztlich auch eine Geschichte der Vereinnahmung durch verschiedenste politische Strömungen ist“, so Schöpfer weiter. Heute würde man Rosegger wohl als „Influencer“ bezeichnen, der das Weltgeschehen mit ebenso viel Leidenschaft wie Kritik verfolgen würde.
Kuratiert von: Astrid AschacherWissenschaftlicher Leiter: Gerald SchöpferGestaltung: Toikoi OG