Anselm Kiefer, Für Andra Emo Anselm Kiefer, Für Andra Emo - Mit freundlicher Genehmigung von: ropac

Was: Ausstellung

Wann: 11.02.2018 - 31.05.2018

Fünf Jahre nach der Ausstellung von Anselm Kiefer anlässlich der Eröffnung unserer Galerie in Pantin und im Anschluss an seine Retrospektive im Centre Pompidou 2015/2016, freut sich die Galerie Thaddaeus Ropac, Ihnen die Präsentation einer neuen Werkreihe des Künstlers in Paris ankündigen zu dürfen. Die umfangreiche Ausstellung mit dem Titel Für Andrea Emo enthält eine…
Fünf Jahre nach der Ausstellung von Anselm Kiefer anlässlich der Eröffnung unserer Galerie in Pantin und im Anschluss an seine Retrospektive im Centre Pompidou 2015/2016, freut sich die Galerie Thaddaeus Ropac, Ihnen die Präsentation einer neuen Werkreihe des Künstlers in Paris ankündigen zu dürfen. Die umfangreiche Ausstellung mit dem Titel Für Andrea Emo enthält eine Auswahl von Bildern sowie drei Skulpturen, die sich mit dem bei Anselm Kiefer wiederkehrenden Thema der Sedimentierung von Erinnerung auseinandersetzen. Diese skulpturalen Glasvitrinen, in denen eine spirituelle Beziehung zwischen verschiedenen Elementen in Szene gesetzt ist, sind ebenso sehr zutage geförderte Fossilien oder Artefakte wie zu dechiffrierende Mikrofiktionen. Die Bilder hingegen spiegeln auf eine ganz neue Art und Weise das seit langem bestehende Interesse des Künstlers an den Ideen von Zerstörung und Erneuerung wider. Indem Anselm Kiefer flüssiges Blei über die Gemälde gießt, tilgt er das Originalbild und erschafft auf diese Weise in einer radikal ikonoklastischen Geste seine eigenen Werke neu.

Philosophische und literarische Referenzen haben in Anselm Kiefers Kunst von jeher eine wesentliche Rolle gespielt. Die Ausstellung ist Andrea Emo (1901-1983) gewidmet, einem italienischen Philosophen, dessen nihilistische Reflexionen zur Entwicklung von Anselm Kiefers Arbeit beigetragen haben. Andrea Emo, ein einsamer Denker, der den Weg der Abgeschiedenheit und des selbstgewählten Ausschlusses aus der universitären Welt wählte, ist ein wichtiger Repräsentant des neuen metaphysischen Denkens. Seine einzigartigen Schriften in Form von Fragmenten und Notizen, entwerfen eine Theologie der Negativität. Bei Andrea Emo ist die Erinnerung die privilegierte Modalität der Zeit: „Es gibt keine Neuheit außer in der Erinnerung … das Neue entsteht aus uns, die wir die Zukunft sind, wenn wir auf diese verzichten können.“ Hier findet Anselm Kiefer ein Echo seiner eigenen Fragestellungen. Wenn Andrea Emo schreibt: „die Tat ist die Zerstörung der Bilder, ihr Tod, ihr Schlaf, ihre Grabstätte, die sie brauchen, um wieder aufzustehen“, so findet dies seine Entsprechung in den Aufzeichnungen von Anselm Kiefer: „es ist dir bewusst geworden, dass ein bild immer das nächste andere auslöscht, dass es ein ständiges sich abschaffen und wiedergeboren werden ist.“

Die zyklische Auffassung von Zeit durchzieht Anselm Kiefers gesamtes Werk. Hier verkörpert sie sich im Material der Werke selbst, die einen Akt der Zerstörung durchmachen, bevor sie in einen Prozess der Regenerierung eintreten. Demgemäß schreibt der Künstler in seinen im Ausstellungskatalog veröffentlichten Tagebuchauszügen: „gestern blei ausgegossen. auf mehrere alte, verworfene bilder gestossen, die du gar nicht mehr sehen wolltest. im unterschied zu früher hast du ohne zorn, ohne verzweiflung die bilder auf den boden gelegt und das brennend heiße blei darüber gegossen. kein grund zur verzweiflung mehr, denn du weißt: irgendwann gibt es ein ergebnis, ja du kalkulierst den misserfolg von vornherein ein. wäre das ergebnis ein anderes, würde das blei anders fließen, wenn der zerstörerische akt aus wut und nicht aus kalkül geschehen würde?“

Auf manchen Gemälden lässt die erstarrte Bleischicht noch eine Landschaft erahnen, auf anderen schließt sie die verworfenen Bildelemente in der verkohlten Oberfläche ein. Die Malerei wird so ihre eigene Sedimentierung, ein Palimpsest. Anselm Kiefer notiert: „dieser schwere bleiverband, der sich nicht mehr von der malhaut lösen kann, diese eitergeschwüre, die aus dem noch siedenden blei hervorquellen, wenn die farbe darunter noch nicht in der tiefe getrocknet ist, die kleinen halme auf einem feld, das du vor jahren gemalt hast und die sich als verkohlte reste auf dem erstarrten blei zeigen, all dies erinnert dich an die gedichte baudelaires.“

Anlässlich der Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog in deutscher und englischer Sprache mit Auszügen aus Anselm Kiefers Tagebuch.

Tags: Anselm Kiefer, Malerei

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