Kunst resultiere aus dem Widerstreit, dem Konflikt – zwischen Körper und Geist, Oberfläche und Innenleben, Impulsivität und Reflexion, Struktur und Emotion, so die Auffassung von Sean Scully. 1945 in Dublin geboren und in London aufgewachsen zählt er heute zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart.Unter dem Titel Vita Duplex zeigt die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe mit circa 100 Werken einen umfassenden Einblick in das bildnerische Werk des Künstlers und seine Gedankenwelt. Scullys leidenschaftliche abstrakte Malerei ist nicht loszulösen von seinem poetischen und philosophischen Nachdenken über große Fragen – Metaphysisches, die Natur des Menschen, Melancholie, Verlusterfahrungen, Sehnsucht und unsere Möglichkeiten, Spannungen wahrzunehmen, auszuhalten, zu versöhnen und produktiv zu machen.
Mit Arbeiten von den 1960er und 1970er Jahren bis heute wird deutlich, wie Scully die Abstraktion neu interpretiert: Statt sie als eine rein formale Auseinandersetzung mit Farbe, Form, Fläche, Struktur, Körper, Rhythmus und Licht im Bild oder aber lediglich als Reflex auf die Geschichte der Abstraktion zu sehen, versteht er die Abstraktion als ein Medium. Dessen strukturiertes Repertoire an Ausdrucksmitteln lässt sich sowohl an äußere, landschaftliche oder topographische, als auch an innere, seelische Stimmungen, an grundsätzliche existenzielle Erfahrungen und Alltagswahrnehmungen, an literarische Einflüsse und Körpererfahrungen zurückbinden.
2019 wird die Ausstellung im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zu sehen sein.