Simons von Taistens größtes Werk, geprägt von Einflüssen aus dem italienischen Norden wie auch den Werkstätten und Erlebnissen seiner Heimat, sind wohl die spätgotischen Fresken der Schlosskapelle in Lienz, welche Kern der Ausstellung 2018 im Museum Schloss Bruck sein werden. „Meister Symon – mal mir den Himmel!“ zeigt die Arbeit eines Freskenmalers in allen ihren Facetten. Welche Aufgaben und Berufe gab es in einer Malwerkstatt? Woher kamen die Farben und welches – globale – Netzwerk war dafür erforderlich? Wie wird ein Fresko angefertigt und welche Vorarbeiten sind notwendig? Nicht zuletzt wird auf das notwendige Wissen um Heilige und ihre Legenden und Attribute eingegangen – denn nicht nur das handwerkliche, sondern vor allem auch die Komposition der Vermittler zwischen Gott und Mensch war von außergewöhnlicher Bedeutung.
Für alle Besucher, Alt und Jung, bietet die Ausstellung interaktive Verknüpfungen. Das Wissen wird nicht platt präsentiert, sondern durch den Gast der Malwerkstätte selbst erfahren und erforscht. Digitale Präsentationen und Hörstationen runden ein Museumserlebnis ab, das wohl bei den farbenprächtigen Fresken in der Kapelle seinen Höhepunkt erreicht.
Museumspädagogik
Die überraschende Globalisierung der mittelalterlichen Wirtschaft und das „Multikulti“ der Heiligen wird Schülern auch in speziellen Workshops spielerisch nähergebracht, welche ab 18. Mai bis zum 26. Oktober 2018 im Rahmen der museumspädagogischen Aktion gebucht werden können.
Kosten € 3,- Voranmeldung unter museum@stadt-lienz.at bzw. 04852 62580 83 notwendig.
Kurzbiographie Simon von Taisten
Symon Mareigl (auch Marenkl), genannt Simon von Taisten, wurde um 1450/1455 in Taisten bei Welsberg im Pustertal geboren. So, wie auch sein genaues Geburtsdatum im Dunkeln liegt, ist auch seine Ausbildung nicht völlig klar. Vermutet wird, dass er bei Leonhard von Brixen – dem Maler der im Museum Schloss Bruck und Ferdinandeum Innsbruck verwahrten Fresken der zerstörten Burgkapelle von Heinfels – in die Malschule ging und nach dessen Tod in den 1470ern eventuell auch von Michael und Friedrich Pacher beeinflusst wurde.
Simon wurde selbst Leiter einer Altarwerkstätte, welche das obere Pustertal mit seinen Seitentälern und auch das westliche Kärnten belieferte, also jene Gebiete, die bis zum Jahr 1500 zur vorderen Grafschaft Görz gehörten. Nicht zuletzt auf Grund seiner Arbeiten im Auftrag Graf Leonhards und Gräfin Paola in der Residenzburg Schloss Bruck wird er auch manchmal als der „Hofmaler“ des letzten Grafen bezeichnet.
Schon zuvor, im Jahr 1484, schuf Simon mit seiner Werkstätte die 29 Passionsszenen und das Martyrium des hl. Sebastian in der Wallfahrtskirche zu Obermauern. Seine Werke sind aber auch in Obertilliach, Nasen, Innichen (heute im Stadtmuseum Bozen), Dietenheim, Heiligenblut oder Zwickenberg zu bewundern. Simon von Taisten verstarb um 1515.