Figurentheater in Asien bedeutet Vielfalt und Tradition. Bis heute ist das Figurentheater lebendiger Bestandteil des kulturellen Lebens im asiatischen Raum. Unterschiedlich sind die Geschichten, die erzählt werden. Einige Stücke nehmen sich das Leben an den Königshöfen zum Vorbild oder handeln von Göttern und Dämonen. Andere zeugen vom lebendigen Dorfleben. Alte epische Stoffe und moderne Geschichten mischen sich. Die bunte Welt des asiatischen Figurentheaters bildet einen großen Teil der Sammlung Fey jun. Zu seinem 35. Jubiläum zeigt das TheaterFigurenMuseum in der Schau Asienreise. Theater & Figuren (Laufzeit: 5. November bis 30. Dezember 2017) einige seiner Highlights vom größten Kontinent der Erde – die Reise führt nicht nur durch die Asiatische Sammlung des TheaterFigurenMuseums, sondern auch in das Land der Phantasie. Die Ausstellung wurde der Öffentlichkeit am heutigen Vormittag im Rahmen eines Pressetermins vorgestellt.„In der asiatischen Sammlung des TheaterFigurenMuseums befinden sich nicht nur die ältesten Objekte der Sammlung – aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts -, sondern einige sind auch in ihrer Vollständigkeit einzigartig: hier gehören Bühne, Textilvorhänge und Figurensätze original zusammen. Die kleine Form der transportablen Bühnen zeigt sich in der Ausstellung in überraschender Vielfalt. Für die Zuschauer werden die Bewegung der Figurenspieler in ihrem kleinen Theater, die Handhabung der Figuren und der Zusammenhang von Reisekoffern und Bühnenaufbau verständlich“, so Dr. Antonia Napp, Leiterin des TheaterFigurenMuseums.
Mit etwa tausend Exponaten aus der Sammlung Fritz Fey jun. bietet das TheaterFigurenMuseum einen einzigartigen Einblick in die Welt des Figurentheaters. Asiatische Figurentheatertraditionen sind ein Schwerpunkt der Sammlung.Fritz Fey jun. wurde 1940 geboren und wuchs in einer Puppenspielerfamilie auf. Als Sohn Fritz Feys, der 1977 das Marionettentheater im Kolk eröffnete, lernte er schon früh die Faszination kennen, die das Figurentheater und seine Darsteller auszuüben vermögen. Beruflich als Kameramann für Fernsehdokumentationen unterwegs, hat er Zeit seines Lebens alle Kontinente bereist. Auf diesen Reisen ging er in jeder freien Minute seinem Hobby nach: Er sammelte auf der ganzen Welt Theaterfiguren, begeistert von der Vielfalt ihrer Ausdrucksmöglichkeiten in den verschiedenen Theatertraditionen. Die vielen asiatischen Objekte in der Sammlung zeugen in beeindruckender Weise von Fritz Feys weltweiter Sammlertätigkeit. 1982 ermöglichten ihm die Stadt Lübeck, die Possehl-Stiftung und weitere Unterstützer, ein Museum in Lübeck einzurichten und mit seiner umfangreichen Sammlung zu bestücken.
In der Ausstellung Asienreise. Theater & Figuren präsentiert das TheaterFigurenMuseum nun die Glanzstücke seiner asiatischen Sammlung. Einige der gezeigten Traditionen wie das chinesische Schattenspiel und das indonesische Wayang gehören heute zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Das Figurentheater hat seit jeher eine bedeutende Stellung im kulturellen Leben Asiens, hier wird sogar der Ursprung dieser Kunst vermutet. Das Figuren- und Schattenspiel haben sich in engstem Zusammenhang mit den Riten und Zeremonien des religiösen Lebens entwickelt. Die Begegnung mit dem Figurentheater Asiens ist darum auch eine Begegnung mit den asiatischen Kulturlandschaften. Zwei chinesische Bühnen und zwei Schultertheater, die seit einigen Jahren nicht mehr im Museum zu sehen waren, bilden in der Ausstellung die Vielfalt internationaler Figurentheatertraditionen ab und ergänzen die in der Dauerausstellung präsentierten asiatischen Figuren. Ein weiteres Highlight stellen die thailändischen Figurenköpfe dar, die ebenfalls lange nicht in der Ausstellung zu sehen waren. Hinzu kommen Wassermarionettenfiguren aus Vietnam und eine rekonstruierte indische Schattenbühne. Ein besonderer Reiz der Ausstellung liegt in den anschaulichen Gegensätzen von prachtvollen, vergoldeten Schnitzereien in den chinesischen Bühnen neben einfachsten Textilbühnen aus Usbekistan und Indien. Auch die verschiedenen Spieltechniken werden in der Gegenüberstellung der fünf kleinen, transportablen Bühnen für die Zuschauer verständlich. „Es ist schön, so einzigartige und anrührende Ausstellungsstücke aus der Sammlung Fey Jr. zum Leben zu erwecken. Fast so, als könnten wir mit auf Reisen gehen und den Figurenspielern beim Geschichten erzählen zuschauen“, erklärt Denise Puri, Kuratorin der Ausstellung.
Asienreise. Theater & Figuren ist die letzte Sonderausstellung in den Räumen des TheaterFigurenMuseums, wie Fritz Fey jun. es eingerichtet hat. Ende des Jahres schließt das Museum wegen einer Generalsanierung für zwei Jahre seine Pforten. Die Sonderausstellung bietet somit die letzte Gelegenheit, die Atmosphäre des ‚alten‘ TheaterFigurenMuseums zu erleben.
Die Ausstellung wurde von der Berliner Bühnenbildnerin und Ausstellungsgestalterin Denise Puri kuratiert. Sie bildet den Abschluss des Jubiläumsjahres „40 Jahre Theaterfiguren im Kolk“, in dem das TheaterFigurenMuseum und das Figurentheater Lübeck mit Ausstellungen und Gastspielen die 40 Jahre währende Tradition des Figurentheaters in Lübeck feiern.