Die Ausstellung ‘Arte Povera. Kuratiert von Ingvild Goetz’ gibt einen umfassenden Überblick auf eine hochinnovative italienische Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts, gesehen aus der Perspektive einer ihrer wichtigsten Kunstsammler. Mit mehr als 150 gezeigten Werken wirft ‘Arte Povera’ ein Licht auf die Ideen und Motive einer Gruppe italienischer Künstler – in ihrer Zusammenarbeit als ’i poveristi’ bekannt –, deren radikale Reaktionen auf die gesellschaftspolitischen Umwälzungen ihrer Zeit noch heute relevant und lebendig sind.Arte Povera entstand in einem Augenblick politischen und sozialen Erwachens, das Italien in den 1960er Jahren prägte, und leitete so eine neue künstlerische Praxis ein. In einer Zeit, die von wachsender Desillusionierung in Bezug auf die konkurrierenden Ideologien des amerikanischen Kapitalismus und des sowjetischen Kommunismus charakterisiert war, begannen Italiener, sich eine Identität zu eigen zu machen, die von Urbanität und Industrialisierung gekennzeichnet war und gleichzeitig dem kulturellen Erbe des Landes Tribut zollte.
Die Ausstellung fällt mit dem 50. Jahrestag der Arte Povera-Bewegung zusammen und enthält in den späten 1950er bis in die 1990er Jahre geschaffene Werke von Claudio Abate, Giovanni Anselmo, Alighiero Boetti, Pier Paolo Calzolari, Giorgio Colombo, Luciano Fabro, Jannis Kounellis, Mario Merz, Paolo Mussat Sartor, Giulio Paolini, Pino Pascali, Giuseppe Penone, Michelangelo Pistoletto, Emilio Prini und Gilberto Zorio.
Die von Ingvild Goetz organisierte Ausstellung wird von einem Buch des Hauser & Wirth Verlags mit dem Titel ‘First of all I prefer thought. Arte Povera seen by Ingvild Goetz’ begleitet. Dieses Buch enthält bisher unveröffentlichtes Archivmaterial, das das Entstehen der Bewegung aufzeichnet, sowie eigens hierfür in Auftrag gegebene Essays der Kuratoren Douglas Fogle und Chiara Vecchiarelli.
Zusätzlich zu ikonischen Werken der Arte Povera-Bewegung und wichtigen, aber weniger bekannten Gemälden, Skulpturen und Installationen zeigt die Ausstellung eine beeindruckende Anzahl selten gesehener Archivmaterialien aus der Bibliothek von Ingvild Goetz. Unter diesen befinden sich mehr als 400 Monographien, Ausstellungskataloge und Publikationen, sowie dokumentarische Fotografien und Einladungskarten von frühen Arte Povera Ausstellungen. Neben diesen reichhaltigen Materialien fangen die ausgestellten Werke mit Klarheit und Macht die visuelle Poetik ein, die ‘i poveristi’ aus politischer Desillusionierung heraus geschaffen haben.