1977 endete der Einsatz von Dampflokomotiven bei der Deutschen Bundesbahn. Die Faszination für die majestätischen Schienenfahrzeuge ist bis heute geblieben. In den Schwarz-Weiß-Fotografien von Thomas Pflaum und Gerd Lübbering wird der Dampflok-Betrieb des vergangen Jahrhunderts wieder lebendig.Auf ihren Reisen durch Deutschland und Österreich entstanden eindrucksvolle Aufnahmen aus den letzten Betriebsjahren der rauchenden Lokomotiven. 39 Bilder aus den Jahren 1970 bis 1977 sind im Werkstattgebäude des Wittener Bergwerks ausgestellt.
Als ein Symbol der industriellen Revolution gingen Dampflokomotiven in die Geschichte ein. Mehr als 140 Jahre lang zogen die majestätischen Schienenfahrzeuge schwer beladene Güterzüge oder beförderten Passagiere an ihr Reiseziel. Noch 1970, zur Zeit der Hochkonjunktur, unterhielt die Deutsche Bundesbahn (DB) über 1.600 Dampfloks. Bereits sieben Jahre später endete die Ära der rauchenden Zugmaschinen bei der DB.
Bis heute übt die Welt der Dampfgiganten mit ihren unverwechselbaren Klängen, Gerüchen und Betriebsabläufen eine besondere Faszination aus. Eine Anziehungskraft, die auch Gerd Lübbering und Thomas Pflaum bereits in früher Jugend in ihren Bann zog. Zwischen 1968 und 1977 gingen die beiden Schulfreunde mit ihren Kleinbildkameras – Contaflex, Leicaflex und Nikon – auf Reisen zu den letzten Dampflokomotiven Deutschlands und Österreichs.
Ähnlich der Dampftechnik erscheint auch das Fotografieren damals wie eine „versunkene Welt“. „Filmtransport per Handaufzug, Autofocus unbekannt. Mit Teleobjektiven mussten wir uns vor dem Heranrollen des Zuges ein Bild über die optimale Schussposition machen. Eine Korrekturmöglichkeit gab es nicht. Im heimischen Badezimmer, vollständig verdunkelt, wurden die Filme entwickelt und die Negative anschließend im Heizungskeller vergrößert“, so die Fotografen.
Mehrere Tausend Schwarz-Weiß-Negative entstanden in dieser Zeit. Vier Jahrzehnte schlummerten diese fotografischen Schätze in Kisten, bevor sie von Lübbering und Pflaum wiederentdeckt und digitalisiert wurden. Mit modernen Bildbearbeitungsmethoden entlockten sie den historischen Aufnahmen zudem bis dahin verborgene Details.
Mit der jetzt gezeigten Auswahl wollen die Fotografen das „typisch Andersartige und atmosphärisch Einmalige des Dampfzeitalters“ in Erinnerung rufen. So führen die Bilder von Pflaum und Lübbering zurück in eine längst vergangene Ära: Lokomotiven vor dunstverhangenen Zechen, im Bahnbetriebswerk auf ihren nächsten Einsatz wartend, bei der Einfahrt in rußgeschwärzte Bahnhöfe oder mit mächtigem Dampfschweif auf freier Strecke. Aber auch dem Lokpersonal und seiner alltäglichen Arbeit, die körperliche Höchstleistungen erforderte, setzen die fotografischen Arbeiten ein Denkmal. Den Zechenbahnen ist in der Ausstellung eine eigene Wand gewidmet.
Die FotografenGerd Lübbering, 1955 in Bad Honnef geboren, studierte Jura im In- und Ausland. Nach Tätigkeiten in Bundesverbänden und der Personalzentrale in einem DAX-Unternehmen arbeitet er heute als selbständiger Rechtsanwalt. Bereits mit 13 Jahren entdeckte Lübbering die Liebe zur Fotografie, seither ist seine Begeisterung für die Arbeit mit der Kamera ungebrochen. Lübbering lebt in Bad Honnef.
Thomas Pflaum, 1956 in Braunschweig geboren, studierte Visuelle Kommunikation in Dortmund und Bielefeld. Seit Anfang der 1980er-Jahre arbeitet er als freischaffender Fotograf (www.tompflaum.com). Zu Pflaums Auftraggebern zählen namhafte Magazine wie „Geo“, „Focus“ oder „Bild der Wissenschaft“. Für seine Technik- und Wissenschaftsbilder erhielt der passionierte Fotograf mehrere Auszeichnungen. Pflaum lebt in Castrop-Rauxel.
Die Fotografien von Gerd Lübbering und Thomas Pflaum sind als Bildband im Lehmstedt Verlag erschienen. Er ist im Museumsshop erhältlich: Dampfzeit – Als die Loks noch rauchten. Fotografien 1970–1977. 144 Seiten mit 80 Duotone-Abbildungen, 9,95 Euro. ISBN 978-3-942473-42-2, www.dampfzeit-buch.de