Winston Churchill ist eine der bekanntesten und wichtigsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Als Politiker und Staatsmann traf er bedeutsame und weitreichende Entscheidungen, seine schriftstellerischen Darstellungen zur Zeitgeschichte prägen die Wahrnehmung einer ganzen Epoche bis heute; 1953 wurde ihm für sein historisch-autobiografisches Werk der Nobelpreis für Literatur verliehen.Das Günter Grass-Haus zeigt zum ersten Mal in Deutschland in einer umfassenden Auseinandersetzung, wie das politische, literarische und bildkünstlerische Schaffen Churchills einander bedingen und kontrastieren. Den Ausgangspunkt bilden Gemälde, die zwischen 1928 und 1950 entstanden sind.
Erst 1915, im Alter von 40 Jahren, beginnt Winston Churchill zu malen. Nach einer herben Niederlage als Marineminister im Ersten Weltkrieg muss er von seinem Amt als Erster Lord der Admiralität zurücktreten. Er wendet sich daraufhin der Malerei zu, verfolgt jedoch keine ernsten künstlerischen Ambitionen. Für ihn ist das Malen vor allem Zeitvertreib – anders als die Schriftstellerei, mit der Churchill, der zu den bestbezahlten Autoren seiner Zeit zählt, auch seinen Lebensunterhalt verdient. Dennoch betreibt er sein Hobby mit großer Ernsthaftigkeit und seine Werke zeugen davon, dass er als Maler durchaus Talent besitzt.
Die Ausstellung zeigt die künstlerischen Arbeiten im Kontext der politischen und literarischen Tätigkeit der vielschichtigen und widersprüchlichen Persönlichkeit. Sie setzt politische Reden, historische Quellen, literarische Publikationen und das bildkünstlerische Werk Churchills unter Einsatz verschiedener Medien in Bezug zueinander und macht so für den Besucher die unterschiedlichen Kontexte erfahrbar, in denen historische Entscheidungen getroffen wurden und künstlerische Werke entstanden sind. Beispielhaft wird im Rahmen der Ausstellung anhand einzelner Werke Churchills und entscheidender historischer Ereignisse untersucht, ob und wie Malen, Schreiben und politisches Handeln in einem wechselseitigen Verhältnis zueinander stehen.
Wenngleich die meisten seiner Bilder zunächst wie farbenfrohe, aber menschenleere Landschaftsidyllen wirken und in deutlichem Kontrast zu seinen rhetorisch ausgefeilten und enthusiastisch vorgetragenen Reden zu stehen scheinen, vergleicht Churchill die Malerei in seinen Essays doch mit der Schlachtenführung im Krieg. Seine Beschäftigung mit der Malerei zeigt, wie die Welt Winston Churchill bewegt, wie genau er seine Umgebung betrachtet und wie diese scheinbar ruhige und kontemplative Tätigkeit den Staatsmann fordert: »Ich kenne nichts, was den Geist stärker in Anspruch nimmt, ohne den Körper zu ermüden.«
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.