In den Jahren 1927 bis 1935 nahm Al bert Renger -Patzsch, einer der wichtigsten Fotografen der Neuen Sachlichkeit , im Ruhrgebiet Stadtrand - und Haldenlandschaften, Hinterhöfe und Vorstadthäuser, Schrebergärten und Zechenanlagen auf. Die entstandene Werkgruppe stellt die einzige nicht auftrags gebundene Arbeit des Fotografen dar. Mit ihrer zurückhaltenden Emotionalität und kompositionellen Klarheit markieren die Aufnahmen eine signifikante Position im künstlerischen Genre Landschaft in den 1920er- Jahren, die beispielsweise in der zeitgleichen Ma lerei kaum einen Vergleich findet.Erstmals wird diese Werkgruppe nun umfassend in einer Ausstellung präsentiert. Sie zeigt 83 Fotografien der Ruhrgebietsserie und wird ergänzt durch Archivalien und Dokumente, die die zeitgleiche Auftrags - und Publikationstätigkeit von Albert Renger- Patzsch illustrieren.
Albert Renger- Patzsch zog zahlreiche Motive als Großformate (30 x 40 cm) auf exquisitem Chamoispapier ab. Vermutlich plante er in den späten 1930er- Jahren selbst eine Ausstellung oder Veröffentlichung m it dieser Serie, die aber nicht zur Verwirklichung kam. Etwa 20 dieser herausragenden, großformatigen Abzüge befinden sich neben über hundert kleinformatigen Aufnahmen der Serie im Albert Renger -Patzsch Archiv der Stiftung Ann und Jürgen Wilde in der Pinak othek der Moderne, München. Das Archiv , das seit den frühen 1970er- Jahren in intensiver Recherche- und Sammeltätigkeit von Ann und Jürgen Wilde zusammengetragen wurde, beherbergt einen einzigartigen Bestand an originalen Fotografien und Ausstellungsabzügen, Negativen sowie Dokumenten und Archivalien von und über Albert Renger- Patzsch.
Die Serie der Ruhrgebietslandschaften zählt zu den Meisterwerken der Industrie- und Landschaftsfotografie der Moderne und wirkt bis in die zeitgenössische Fotografie, beispie lsweise von Bernd und Hilla Becher und ihren Schülern, nach. Rund 80 Jahre nach ihrer Entstehung sind Albert Renger- Patzschs Ruhrgebietsfotografien aktueller denn je: sie geben einen visuellen Kommentar zu aktuellen Diskussionen um Urbanität, Zersiedelung und Umnutzung von Folgelandschaften.
Kuratorin: Dr. Simone Förster, Kuratorin der Stiftung Ann und Jürgen Wilde, Pinakothek der Moderne, München
Gefördert durch: Sparkassen -Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes Bayerische Sparkassen stiftung
Zur Ausstellung erscheint ein begleitendes Magazin, deutsch/englisch, Umfang ca. 60 Seiten, 45 Abbildungen, Vorwort Bernhard Maaz, Text Simone Förster und Interview mit Ann und Jürgen Wilde.