Ausstellungsansicht: Nathalie Du Pasquier. BIG OBJECTS NOT ALWAYS SILENT, Kunsthalle Wien 2016, Foto: Stephan Wyckoff Ausstellungsansicht: Nathalie Du Pasquier. BIG OBJECTS NOT ALWAYS SILENT, Kunsthalle Wien 2016, Foto: Stephan Wyckoff - Mit freundlicher Genehmigung von: KunsthalleWien

Was: Ausstellung

Wann: 15.07.2016 - 13.11.2016

Mit BIG OBJECTS NOT ALWAYS SILENT hat die Künstlerin und Designerin Nathalie Du Pasquier einen vielsagenden Titel für ihre erste Einzelausstellung in Österreich gewählt. Er beschreibt poetisch den Fokus ihrer künstlerischen Arbeit, die Auseinandersetzung mit dem Stillleben. Die Schau führt Malerei und Muster, Skulptur und Design, textile Objekte und Keramik in komplexen…
Mit BIG OBJECTS NOT ALWAYS SILENT hat die Künstlerin und Designerin Nathalie Du Pasquier einen vielsagenden Titel für ihre erste Einzelausstellung in Österreich gewählt. Er beschreibt poetisch den Fokus ihrer künstlerischen Arbeit, die Auseinandersetzung mit dem Stillleben. Die Schau führt Malerei und Muster, Skulptur und Design, textile Objekte und Keramik in komplexen Arrangements zusammen und lässt die vielfältigen Beziehungen der Objekte zueinander sichtbar werden. „They portray a relationship between forms“, hebt die Künstlerin hervor und entwirft eine Welt vielfältiger Architekturen und Formen. Neben der Entwicklung ihres künstlerischen Œuvres im Lauf der letzten 35 Jahre wird sichtbar, wie ihr Werk zwischen Kunst und Design changiert indem die Künstlerin wiederholt die „Regeln“ und Grenzen der Genres durchbricht.

Nathalie Du Pasquier ist Autodidaktin, blickt aber auf eine lange Karriere als Produktgestalterin zurück. Sie war mit 23 Jahren jüngstes und eines der wenigen weiblichen Gründungsmitglieder des einflussreichen Mailänder Design- und Architekturkollektivs Memphis, das 1980 unter Federführung von Ettore Sottsass aus der Taufe gehoben wurde. „Form follows fun“ war die Devise des neuen Designs, das revolutionär und frech daherkam und explizit auf Sinnlichkeit und Emotion anzielte. Die Explosion von Farben, Formen und Mustern war der absolute Gegenentwurf zur akademisch-intellektuellen Devise des „form follows function“, die seit der Chicago School als das Credo modernen Architektur- und Designverständnisses gegolten hatte. Während ihrer „Memphis-Zeit“ entwarf Nathalie Du Pasquier grafische Oberflächenstrukturen für Textilien und Teppiche sowie Objekte und Möbel. Viele ihrer Muster werden heute wiederentdeckt und neu aufgelegt.

Seit 1987 widmet sich Nathalie Du Pasquier hauptsächlich der Malerei. Sie sieht sich in erster Linie als bildende Künstlerin, wobei sie sich die coole Sicht auf formale Zuschreibungen bewahrt hat – nicht nur was ihre Arbeit anbelangt, sondern auch was die Hierarchisierung innerhalb der Kunstsparten betrifft: „What bores me about the art world is the myth that art is so precious, and that it should be so expensive. Art is just what you do. It is not less worthwhile to make a pattern or a carpet than a painting in the end.“

Betrachtet man Nathalie Du Pasquiers Arbeiten, gleich welcher Sparte sie angehören, ist ihre Handschrift doch immer originär und unverkennbar: Die ausgedehnten Afrikareisen ihrer frühen Jugend prägten ihr Werk ebenso, wie die Ornamentik der Wiener Werkstätte, das künstlerische Werk Le Corbusiers und Amédée Ozenfants oder die italienische Novecento-Malerei von Giorgio de Chirico und Giorgio Morandi. Gefragt nach ihrer Arbeitsweise und den Spuren, welche die vielfältigen Einflüsse in ihrem Werk hinterlassen haben, erklärt sie: „… adventures are like that: you follow tracks, you don’t follow ideologies.“

BIG OBJECTS NOT ALWAYS SILENT verzichtet bewusst auf eine chronologische Präsentation zugunsten einer intuitiven, methodisch freien Choreographie, ähnlich der, die Nathalie Du Pasquiers malerischen und skulpturalen Kompositionen zugrunde liegt. In der Ausstellung werden Arbeiten aus verschiedenen Phasen der künstlerischen Produktion nebeneinander präsentiert, um die Entstehungsgeschichte ihres Werks sowie die Verbindungslinien zwischen Design und Malerei gleichermaßen sichtbar zu machen, aber auch um wiederkehrende Elemente darzustellen und den prozesshaften Charakter ihrer Arbeitsweise zu unterstreichen. Nathalie Du Pasquiers Werk lässt sich wie eine Art künstlerisches Alphabet lesen, das nach und nach um neue Objekte und Symbole erweitert wird und einen singulären Weg der Konstruktion und Komposition von Formen, Farben und Räumen beschreitet.

Als Prelude fungiert ein riesiges Display, das als Selbstporträt der Künstlerin gelesen werden kann – kein Abbild ihrer äußeren Gestalt, sondern eine Skizze ihrer Gedankenwelt. In diesem Arrangement finden unterschiedliche Elemente zusammen: Steine stehen neben Vasen, Werkzeug, abstrakte eingefärbten Holzelemente oder Skulpturen en miniature neben kleinen Zeichnungen und Malereien der Künstlerin. Das Nebeneinander von Kunstwerken und Alltagsdingen entwirft ein Tableau der Anregungen, aus denen sich Nathalie Du Pasquiers Werk speist. Die zentrale Ausstellungsfläche selbst ist in unterschiedliche Räume aufgeteilt, ähnlich den Zimmern einer Wohnung. Innerhalb dieser Räume werden die verschiedenen Schaffensphasen in einem chronologisch, materiell sowie motivisch wilden Mix präsentiert. So entstehen Narrationen, die sich aus der Beziehung der Objekte zueinander entwickeln: Skulpturale Objekte, die an architektonische Modelle erinnern, stehen hier neben Gemälden, auf denen Skulpturen abgebildet sind; farbige Elemente erheben sich axonometrisch aus einer metaphysisch-monochromen Landschaft. Zweidimensional-flache Objekte aus bemaltem und zugeschnittenem Papier oder Karton alternieren mit kleinen dreidimensionalen, wandschmuckartigen Konstruktionen. Diese vieldeutigen Gegenüberstellungen haben mit reiner Abbildung nichts mehr zu tun. Dass die Werke nunmehr wie Trompe-l’oeil-Bilder aussehen, lässt die Betrachter erneut an Objekte aus Du Pasquiers Designperiode denken, an monochrome Zeichnungen, grafische Arbeiten sowie Möbelstücke aus der Memphis-Phase – aber diesmal aus dem Blickwinkel der Malerei.

Die Kunsthalle Wien unternimmt mit dieser ersten umfangreichen Personale Nathalie Du Pasquiers in einer internationalen Institution eine längst überfällige Würdigung ihres Œuvres in all seiner gattungsübergreifenden Komplexität. Einen virtuellen Überblick über ihren Umgang mit Farben, Formen und den von ihr bevorzugten Medien gibt Nathalie Du Pasquier auf ihrer Homepage: www. nathaliedupasquier.com

Nathalie Du Pasquier (*1957 in Bordeaux) lebt und arbeitet in Mailand. Ausgewählte Einzelausstellungen: Exile Berlin; Institut Francais, Mailand; Assab One, Mailand; Libraire Yvon Lambert, Paris; Musée des Arts Decoratifs, Paris; Le Cadre Gallery, Hong Kong; The Fruit Market Gallery, Edinburgh Kurator: Luca Lo Pinto

Publikation: Zur Ausstellung erscheint eine zweibändige Publikation. Sie besteht aus einem von Nathalie Du Pasquier gestalteten Künstlerbuch und einem weiteren Band, der ein ausführliches Interview, kurze Essays sowie Installationsansichten und Werkabbildungen umfasst.

Nathalie Du Pasquier, o.T., 2009, Courtesy die Künstlerin und Exile Gallery, Berlin Nathalie Du Pasquier, o.T., 2009, Courtesy die Künstlerin und Exile Gallery, Berlin - Mit freundlicher Genehmigung von: KunsthalleWien / Kunsthalle Wien
Tags: Design, Malerei, Stillleben

ÖffnungszeitenKunsthalle Wien MuseumsquartierTäglich 10 – 19 UhrDonnerstag 10 – 21 Uhr
Kunsthalle Wien KarlsplatzTäglich 10 – 19 UhrDonnerstag 10 – 21 Uhr
Eintrittspreise
KombiticketI’m Isa Genzken, The only female Fool, Neue Wege nichts zu tun & Der Brancusi-Effekt(erhältlich in der Kunsthalle Wien Museumsquartier)Regulär EUR 12Ermäßigt* EUR 9Studierende/Schüler/Lehrlinge EUR 2Kinder (unter 10 Jahren) freiGruppe (ab 10 Personen) EUR 7Familienticket EUR 20