Die Gebiete vom Kaspischen Meer im Westen bis zum Fluss Syr Darya im Osten gehören in Bezug auf ihre Schmucktraditionen zu den reichsten der islamischen Welt. Hier hat sich bis ins 20. Jahrhundert vor allem im nomadischen Bereich volkstümlicher Schmuck erhalten.Der kostbare Silberschmuck der Turkmenen, oft feuervergoldet, mit Karneolen oder Glassteinen besetzt, betont nicht nur die Schönheit, sondern ist auch Amulett und somit Schutz, der seine Trägerin vor dem bösen Blick und unheilvollen Kräften bewahren soll. Der Wiener Ethnologe Alfred Janata bezeichnete diese einmal als "schönsten Schmuck der Welt". Als Prestigeobjekt stellte dieser Schmuck die Wertanlage der Familie dar, in die wirtschaftliche Überschüsse investiert wurden und auf die man seit jeher in Notzeiten zurückgreifen konnte.
Turkmenischer Schmuck ist jedoch nicht nur Ausdruck von Schönheitssinn und Pracht, sondern auch Statussymbol und Merkmal für die Altersstufe seiner Trägerin. Er befriedigt nicht nur das Schmuckbedürfnis und die Eitelkeit der jeweiligen Frau. Er ist gleichzeitig Kennzeichen ihrer sozialen und ethnischen Zugehörigkeit und der Beziehung der Menschen innerhalb der Gruppe.
Die etwa 4,3 Millionen Turkmenen leben heute vor allem in der mittelasiatischen Republik Turkmenistan, aber auch im benachbarten Usbekistan, Iran und Afghanistan. Durch diese Regionen führten in alter Zeit die Seidenstraßen, die eine Brücke zwischen den verschiedenen Kulturen Eurasiens darstellten.
Dürreperioden in den 1970er Jahren, der Krieg in Afghanistan und zunehmender Einfluss russischer und westlicher Lebensweise führten in jener Zeit zu massenhaftem Verkauf alter Schmuckstücke aus Familienbesitz. Viele Käufer und Sammler sind sich bewusst, dass sie mit deren Erwerb nicht nur zu Besitzern, sondern auch zu Bewahrern dieser Kulturzeugnisse für künftige Generationen geworden sind. Dies trifft in besonderem Maße auch für zwei Schmuckliebhaber zu, die über Jahre hinweg eine kleine Sammlung von Turkmenen-Schmuck anlegten und sorgfältig hüteten. Dieser Silberschatz aus den Steppen Mittelasiens wird nun in dieser Sonderausstellung erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.