Das Brauen von Bier und die Entwicklung der Stadt Hamburg sind untrennbar miteinander verbunden. Ab 1210 wird nicht nur das frische Wasser der Alster für das Standardgetränk des Mittelalters genutzt. Durch das Aufstauen des Flusses ab 1335 wird der Alstersee zum Standort vieler Mühlen, die nicht nur Korn mahlen sondern eben auch das für die Bierproduktion benötigte Malz schroten.Vermutlich im Jahr 1233 beginnt in Hamburg die Produktion von Hopfenbier, das sich zu einem der wichtigsten Exportgüter der Stadt entwickelt. „Hamburger Pils“ wird insbesondere in die Niederlande, aber auch nach Frankreich, England, Jütland und Island verschifft. Galt Lübeck als das „Kaufhaus“ der Hanse und Köln als das „Weinhaus“ der Hanse, so spricht man bald von Hamburg als dem „Brauhaus“ der Hanse.
Mit Auflösung der Hanse verlieren auch die hiesigen Bierbrauer einen Teil ihres Marktes. Parallel dazu kommt es im 17. Jahrhundert zu einem völligen Wandel der Trinkgewohnheiten. Kaffee und Tee sind die neuen „It-Getränke“ der Stadt und 1668 eröffnet das erste Kaffeehaus Europas nördlich der Alpen in Hamburg.
Im 19. Jahrhundert erlebte die Bierproduktion dann mit den „Actien-Brauereien“ erneut einen enormen Aufschwung und obwohl der Kaffee das Bier von seinem Spitzenplatz beim durchschnittlichen Getränkekonsum verdrängt hat, stellt das Bier auch heute noch – insbesondere durch die wachsende Craft Bier-Produktion – einen wichtigen Faktor in Hamburg dar.
Hamburg – das Brauhaus der Hanse. In Zeiten als es noch keinen Tee und keinen Kaffee gab, galt Bier als eines der Grundnahrungsmittel. Mit weit geringerem Alkoholgehalt als heute, war es das „flüssige Brot“ des Alltags. Kein Wunder also, dass mit dem Verkauf gutes Geld zu verdienen war. Dies wussten auch die Schauenburger Grafen, die Stadtherren Hamburgs. Deshalb ließen sie 1195 und ein weiteres Mal 1235 die Alster aufstauen, um Kornmühlen zu betreiben. Es entstand der noch immer das Stadtbild beherrschende Stausee der Alster.
Der wirtschaftliche Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Wenn Alt- und Neustadt um 1200 zusammen etwa 1.000-1.300 Einwohner hatten, so waren es gegen Ende des Jahrhunderts etwa 4.000-5.000. Wahrscheinlich im Jahr 1233 begann damals die Produktion von Hopfenbier – „vorhero ist selbiges röthlich gewesen“. Dafür wurden die Getreideimporte durch eine zielgerichtete Zollpolitik gefördert. Das Braugewerbe diente nicht nur zur Eigenversorgung, sondern entwickelte sich zu einem der wichtigen Exportgewerbe der Stadt. Bier wurde insbesondere in die Niederlande, aber auch nach Frankreich, England, Jütland und Island verschifft. Galt Lübeck als das „Kaufhaus“ der Hanse und Köln als das „Weinhaus“ der Hanse, so sprach man bald von Hamburg als dem „Brauhaus“ der Hanse.
Neben dem Brauwesen besaß die Böttcherei als wichtigstes Gewerbe für Transportbehälter große Bedeutung. Tonnen und Fässer bildeten die Container der damaligen Zeit. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts werden in Hamburg nahezu 450 Brauhäuser gezählt, im Jahr 1540 sind es bereits 527. Die vor den Toren der Stadt gelegenen Marschengebiete dienten dabei als Rohstoff- lieferanten für Gerste und Hopfen. Ein Drittel der Kapazitäten hiesiger Mahl- bzw. Kornmühlen blieb den Bierbrauern vorbehalten. In enger Verbindung mit der Qualität des Bieres standen die Wasserqualität sowie die entsprechende Wasserversorgung.
Mit Auflösung der Hanse verloren auch die hiesigen Bierbrauer einen Teil ihres Marktes, indem zahlreiche Länder dem lange bestehenden Hamburger Importmonopol durch die Gründung eigener Brauereien sowie durch die Erhebung von Einfuhrzöllen entgegenwirkten. Parallel dazu kam es im 17. Jahrhundert zu einem völligen Wandel der Trinkgewohnheiten. Die Konsumenten hatten nämlich an neuen Getränken ihr Pläsier gefunden: Kaffee, Tee und Schokolade erfreuten die betuchteren Kreise, und der gemeine Mann? Er sprach nun verstärkt dem Branntwein zu, der viel schneller - und billiger! – berauschte als das Bier. In der Folgezeit kam es zu einem enormen Funktions- und Strukturwandel.
So wurden die mittelalterlichen Brauhäuser in Hamburg im Laufe des 19. Jahrhunderts durch die Aktienbrauereien abgelöst. Dazu trugen technologische Innovationen (Thermometer, Aräometer, Kältemaschine) bei, die es möglich machten, das Bierbrauen in einem industriellen Maßstab durchzuführen und zugleich eine gleichbleibend hohe Qualität erzeugen. Die Bierproduktion erlebte erneut einen enormen Aufschwung. Obwohl heute der Kaffee das Bier von seinem Spitzenplatz beim durchschnittlichen Getränkekonsum verdrängt hat, stellt auch heute noch das Bier einen entscheidenden Wirtschaftsfaktor dar.
Im Rahmen der Ausstellung soll an Originalobjekten, schriftlichen Quellen, Modellen sowie inszenatorischen Elementen (Hausbrauerei, Böttcherei) die Entwicklung des Bierbrauens in Hamburg nachgezeichnet werden. Ausgehend von den ersten Hopfenfunden in der Wikingersiedlung Haithabu wird die Bedeutung des Bieres als Grundnahrungsmittel der mittelalterlichen Bevölkerung herausgestellt. Kaum vorstellbar, aber wahr: von den ungefähr 8.000 Einwohnern, die Hamburg im 14. Jh. zu einer der größten Städte Norddeutschlands machten, hatte ein Großteil mit der eigentlichen Bierproduktion zu tun. Weitere Bevölkerungs- teile arbeiteten als Zulieferer von Getreide und Hopfen oder fertigten Fässer und waren im Handel tätig. Thematisiert werden weiterhin der Bierhandel, die Transportwege sowie die Währungsverhältnisse. Der Bogen spannt sich bis zu einem Ausblick in die Moderne mit ihren industriellen Produktionsweisen und dem gerade angesagten Craftbeer.