Mit der Ausstellung "Schräg bis Vertikal" eröffnet in der höchsten Ausstellungs- und Konzerthalle der Alpen, die arlberg1800 Contemporary Art and Concert Hall in St. Christoph, die zweite Ausstellung mit Bergbildern des Grazer Künstlers Herbert Brandl. Nach der Eröffnungsausstellung im Herbst 2015, die mit einer Gruppenausstellung den neu errichteten Bau in den Mittelpunkt stellte, fokussiert diese Schau auf eine einzelne Position und zeigt Monotypien und großformatige Ölgemälde des in Wien lebenden Künstlers. Im Herbst wird die Ausstellung um einen Perspektivenwechsel ergänzt. Ausgewählte Positionen des Artist in Residency Programms von arlberg1800 treten dann in einen künstlerischen Dialog mit den Werken von Herbert Brando.Neue WildeHerbert Brandl zählt zu den wichtigsten Künstlern Österreichs nach 1945 und gilt, zusammen mit Künstlern wie Günter Damisch und Hubert Schmalix, zu den Begründern einer neuen österreichischen Malerei: die "Neuen Wilden". In klarer Abkehr zu der in den frühen 1980er Jahren vorherrschenden Konzeptkunst, belebten diese Künstler die inzwischen totgesagte Malerei mit figurativ-expressiven Bildern neu. Das Ausloten der Möglichkeiten von Farbe ist bis heute Zentrum von Brandls Arbeiten.
Brandls Werk war bei großen internationalen Ausstellungen zu sehen, etwa bei der documenta IX, in der Kunsthalle Basel, dem Essl Museum in Klosterneuburg, der Albertina in Wien, der Kunsthalle Emden, der Kunsthalle Bern, den Deichtorhallen Hamburg oder 2007 auf der Biennale di Venezia im Österreichischen Pavillon. Herbert Brandl studierte in den 70er Jahren an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Peter Weibel und hat heute eine Professor an der Kunstakademie Düsseldorf inne.
Subjektivismus der BergweltFür die in St. Christoph gelegene Kunsthalle arlberg1800 hat Herbert Brandl eine Auswahl an Werken getroffen, die sich mit der Darstellung von Gebirgslandschaften beschäftigen. Seit den späten 1990er Jahren bestimmt das Bergmotiv das Schaffen Brandls. Das Kurator_innen-Team section.a unterstreicht damit den inhaltlichen Fokus der Kunsthalle, der auf der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Spezifik des in Passnähe befindlichen Ortes liegt und die exponierte landschaftlich Lage dieses zu fassen sucht. Bereits Brandls frühe Arbeiten zeigen ein Oszillieren zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion: er malt Landschaften, Blumen und Akte genauso wie aus Farbschichten aufgebaute, objektähnliche Bilder. In den 1980er Jahren entdeckt der leidenschaftliche Wanderer während eines Aufenthalts in den Bergen die Bedeutung der Natur für sein Schaffen. Er malt Wasserfälle, den Himmel, das Licht im Gebirge. Das Gesehene ist seine Inspiration, oft malt er auch nach Fotografien. Er interessiert sich für Geologie, Botanik, Aquaristik, sammelt Mineralien. Seit den 1990er Jahren bestimmt das Bergmotiv sein Schaffen. Doch in der Kunst geht es ihm nur um die Malerei selbst: Der Farbe spürt er nach und ihrem Potential, Krafträume und Bewegung zu schaffen. Als "Farbraum" sind seine Gemälde bezeichnet worden oder auch als "Illusion eines Naturereignisses". Nach und nach löscht er die ursprüngliche Bildidee und schafft Platz für Neues, Authentisches: das eigentliche Bild. Der Künstler begibt sich dafür auch körperlich ganz in den Akt des Malens: "Ich konzipiere die Bilder nicht. Es ist ein ritueller Prozess, eine Art Zen", so Herbert Brandl.
Abstraktion und FigurationBrandls Malerei entsteht aus der Ansicht der Natur und ist doch nichts als "Farbflecken oder Farbwolken, aus denen sich eine Hauptfarbe entwickelt, die alles überflutet. Nur am Rande sind dann noch die anderen Farben sichtbar." Seine jüngeren, zum Teil in Aquarelltechnik ausgeführten Werke, zeigen eine markante, leuchtende Farbigkeit. Die wässrige Technik zwingt den Künstler sein Tun noch mehr dem Eigenleben der Farben zu überlassen. Brandls Lust am Experiment und am Risiko geht zuweilen soweit, dass er seine Werke zum Teil schutzlos Sonne, Wind und Regen aussetzt, wie auf der Biennale in Venedig 2007. Brandl selbst hat einmal von der Analogie zwischen Bergsteiger und Maler gesprochen: Beide sind auf der Suche nach einem Weg. Beide stets in Gefahr, abzustürzen. Jeder Malprozess ist ein unvorhersehbarer Prozess, es gilt, sich jedes Mal wieder ganz in das Drama aus Farbe und Form hineinzubegeben.
Der Ausstellungort arlberg1800Die Ausstellung Herbert Brandls ist in der 600 qm großen Kunsthalle arlberg1800 zu sehen - einem ganz ungewöhnlichen Ausstellungsraum in der kleinen Gemeinde St. Christoph am Arlberg. Neben einem Konzertsaal gibt es noch zwei Studios für Artists in Residence ART und MUSIC. Entworfen wurde arlberg1800 vom Tiroler Architekten Jürgen Kitzmüller für den Hotelinhaber und Kunstsammler Florian Werner. Ein beeindruckender Bau, 1800 Meter hoch gelegen, inmitten der Urlaubsregion am Arlberg. Die höchste Kunsthalle der Alpen - kuratiert durch das Wiener Kurator_innen-Team section.a. Eröffnet wurde arlberg1800 mit der Ausstellung "High Performance" - einer Gruppenschau mit 14 Künstlerinnen und Künstlern, die bis April zu sehen war.