Die Großstadt als Thema mit ihren Subkulturen, Verheißungen und Gefahren eint die drei fotografischen Positionen von Ken Schles, Jeffrey Silverthorne und Miron Zownir, die im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg vom 5. Mai bis 7. August 2016 vorgestellt werden. »Silverthorne, Schles und Zownir berühren gesellschaftliche Tabus, die wir meiden. Mit der Kraft des radikalen Blicks wird die Wirklichkeit in unser Bewusstsein zurück katapultiert und damit wieder Teil unserer Existenz«, so Ingo Taubhorn, Kurator der Ausstellungen.Das fotografische Werk Jeffrey Silverthornes (geb. 1946) stellt pointiert existenzielle Lebensfragen nach Identität, Geschlecht, Liebe, Gewalt, Sexualität und Tod. In Auseinandersetzung mit antiken Dramen und Malereitraditionen entstand sein vielschichtiges Oeuvre, das sich zwischen Intimität und Inszenierung bewegt. Silverthornes Werke offenbaren eine Faszination für das Rollenspiel. Das Transsexuelle wird zum ultimativen Symbol. Silverthorne sucht dabei Wege, sein Inneres zu zeigen, um sich bewusst angreifbar und verletzbar zu machen.
Im Zentrum der Ausstellung mit Ken Schles (geb. 1960) stehen zwei Werkgruppen, »Invisible City« und »Night Walk«, die der amerikanische Fotograf Ende der 1980er Jahre in New York fotografiert hat. »Invisible City« (1988) gilt bis heute als Kult-Dokumentation urbanen Lebens. Ursprünglich im legendären Twelvetrees Press Verlag erschienen, wurde es jüngst im Steidl Verlag zusammen mit »Night Walk« (2013) neu aufgelegt. Dokumentiert wird das Leben in der Lower East Side über den Zeitraum von zehn Jahren. Es ist die packende Darstellung einer Welt, zu der nur wenige Zutritt hatten. »Invisible City« gilt neben Brassaïs »Paris de Nuit« oder van der Elsken »Love on the Left Bank« als eine der großen Darstellungen nächtlicher Bohème im 20. Jahrhundert. 25 Jahre nach seinem bahnbrechenden Buch erzählt Ken Schles in der Serie »Night Walk&laqu o; von seiner verlorenen Jugend.
Miron Zownir (geb. 1953) gehört seit mehr als 30 Jahren zu den radikalsten Fotografen der Gegenwart. Seine Fotografien aus westlichen Metropolen wie Berlin, London und New York oder dem postkommunistischen Osteuropa wurden weltweit in zahlreichen Ausstellungen präsentiert. Von Anbeginn an setzte sich Zownir in seinem fotografischen Werk konsequent mit gesellschaftskritischen und tabu-brechenden Themen auseinander. In seiner drastischen und düsteren fotografischen Sprache beschreibt Zownir die Parallelwelten von Außenseitern in einer scheinbar zeitlosen Schattenwelt. Es sind die Nachtseiten des menschlichen Daseins, die finstere Einsamkeit im sozialen Unter, die existenziellen Ausnahmezustände und Grenzsituationen der menschlichen Psyche, die Zownir ohne Sicherheitsabstand aufspürt und sichtbar macht. In der Hamburger Ausstellung stehen die Bilder aus New York im Mittelpunkt.