Am Anfang war das Buch … und dann kam im Kopf des Lesers das Bild hinzu. Heute entstehen die meisten Puppenspiele — seien sie nun für Kinder oder Erwachsene gedacht — nach beliebten Büchern. Große literarische Stoffe sind dankbare Vorlagen für anspruchsvolle Inszenierungen. Der Held des Theaterstückes kann nach eigener Vorstellung „maßgeschneidert“ werden, wie es so nur im Puppentheater möglich ist. Und so werden die Helden der Bücher vom Betrachter sofort erkannt.Ein ungleiches Paar wie der Büchernarr und Möchtegern-Held Don Quijote und sein einfältiger, aber bodenständiger Diener Sancho Panza thematisieren die Fantasie selbst in ihren absurdesten Erscheinungsformen. Genauso ergiebig sind die ungeheuerlichen Lügengeschichten des Barons Münchhausen oder die geheimnisvollen Machenschaften des Bösewichts Capricorn aus dem ungewöhnlich erfolgreichen Jugendroman „Tintenherz“. Wo endet das Buch und wo beginnt das Leben? Gulliver begibt sich auf seinen Reisen ins Land der Riesen und nach Liliput und lernt dort viel über sich selbst. Ob „Alice im Wunderland“ oder „Der kleine Prinz“; mit solch poetischen Stoffen können Puppenbühnen sehr zur Freude ihres Publikums die Grenzen des Machbaren ausloten.
Für die etwas kleineren Kinder sind Max und Moritz heimliche Helden, weil sie die Grenzen des Erlaubten frech überschreiten und natürlich der keck gewitzte Kater Findus, der zusammen mit dem alten Pettersson die kniffligsten Alltagsprobleme allein durch Zusammenhalt und Fantasie verblüffend unkonventionell löst. Die Illustrationen der Bücher so in die Sprache des Theaters umzusetzen, dass allen Fantasien der Leser Raum gegeben wird, ist eine hohe Kunst. Das Theater schafft aus der zweidimensionalen Bildvorlage eine dreidimensionale Verlebendigung. Die Bücherhelden treten förmlich aus dem Buch in die Realität des Augenblicks.
Die Ausstellung führt in die unterschiedlichsten Fantasiewelten. Sie zeigt Entwürfe, Bühnenbilder und Figuren, und sie lässt sich erobern, bespielen und beleben. Bücherwürmer und Leseratten können nach Herzenslust schmökern, malen und ausprobieren, und angehende Regisseure können ihre eigenen Stücke auch gleich auf der Probebühne vorführen.