Francisco de Goya (1746 – 1828) 1788 Leinwand, 269 x 350 cm © Photographic Archive, Museo Nacional del Prado, Madrid Francisco de Goya (1746 – 1828) 1788 Leinwand, 269 x 350 cm © Photographic Archive, Museo Nacional del Prado, Madrid - Mit freundlicher Genehmigung von: khm

Was: Ausstellung

Wann: 08.03.2016 - 11.09.2016

Neben diesen opulenten Kostbarkeiten und kuriosen Extravaganzen zeigt die Ausstellung bildliche Darstellungen realer und imaginärer Feste: von Krönungsfeierlichkeiten, über Bruegel’sche „Bauernfeste“ mit ihrem bunten Treiben, bis hin zu den phantasievollen Fêtes galantes Watteaus und seiner Nachfolger – träumerischen Szenerien mit weiten Parklandschaften, in denen sich…
Neben diesen opulenten Kostbarkeiten und kuriosen Extravaganzen zeigt die Ausstellung bildliche Darstellungen realer und imaginärer Feste: von Krönungsfeierlichkeiten, über Bruegel’sche „Bauernfeste“ mit ihrem bunten Treiben, bis hin zu den phantasievollen Fêtes galantes Watteaus und seiner Nachfolger – träumerischen Szenerien mit weiten Parklandschaften, in denen sich festlich gekleidete Gestalten bei Tanz, Spiel und galanten Konversationen vergnügen.

Im Kontrast zu den streng geregelten, hierarchisch organisierten höfischen Festen repräsentieren Volksfeste einen Gegenentwurf: insbesondere der Karneval als kurze Zeit der „verkehrten Welt“, in der bestehende soziale Ordnungsmodelle durch ausgelassenes Feiern, Verkleidung und Rollentausch vorübergehend außer Kraft gesetzt wurden – nicht zuletzt, um auf diese Weise Spannungen zu entladen, die sich in jeder hierarchisch strukturierten Gesellschaft anstauen.

Dass Volksfeste und ihre Elemente ihrerseits die höfische Festkultur bereicherten und inspirierten, kann anhand musikalischer Beispiele eindrücklich vorgeführt werden. Exemplarisch für die mannigfachen Wechselwirkungen stehen auch Gemälde wie das „Blindekuhspiel“ des spanischen Hofkünstlers Francisco de Goya, der Volksfeste und damit verbundene Gesellschaftsspiele in zahlreichen Bildern festhielt. Mitunter wurden sogar Elemente aus Volksfesten ins höfische Zeremoniell eingearbeitet, diszipliniert und auf diese Weise kontrolliert. Ein Beispiel dafür ist die Cuccagna Napoletana, die sich in Neapel aus den Karnevals-Umzügen herausbildete. Wegen zunehmend gröber ausufernder Unfälle wurde das ursprünglich von der Handwerkerzunft organisierte Fest vom Herrscher unter eigene Regie genommen. Königliche Truppen bewachten ein fest installiertes, Schlaraffenland- gleiches Schaugerüst vor dem Palast, bis der König vom Balkon aus das Zeichen zur Erstürmung und Plünderung durch das Volk gab.

Die in der Ausstellung versammelten Exponate bezeugen nicht nur die außerordentliche Pracht und überbordende Opulenz mancher Feste, sondern lassen auch etwas von ihrer ebenso strengen wie fragilen Ordnung erkennen. Darüber hinaus wird deutlich, dass zur Geschichte des Festes auch solche zählen, die tatsächlich niemals gefeiert wurden.

Die Ausstellung gewährt Einblicke in die Geschichte des Festes – vornehmlich, aber nicht ausschließlich des frühneuzeitlichen Festes. Sie soll sichtbar machen, dass historische Feste immer auch „Schaustellungen“ waren, und obwohl die Schau sehr „festlich“ gestaltet wurde, soll sie dennoch vor Augen führen, was uns heute von den Festen der Vergangenheit trennt: Dass sich das moderne Ausstellungspublikum von den Akteuren und Zuschauern historischer Feste maßgeblich unterscheidet, liegt auf der Hand – wie aber versteht sich dieses Publikum heute selbst? Die Frage wird in der Ausstellung in Form eines barocken Prunkspiegels aufgeworfen. Er könnte als Vorstufe zeitgenössischer selfies betrachtet und für solche verwendet werden. Vielleicht verwandelt er sich aber auch in das Instrument einer (humorvollen) Selbstreflexion, zu der 125 Jahre nach der Eröffnung des Hauses am Ring hinreichend Anlass besteht.

Kuratiert wurde die Schau von Gudrun Swoboda, Kuratorin für Barockmalerei an der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums. Die Objekte der Ausstellung stammen überwiegend aus den reichen Beständen des Kunsthistorischen Museums, viele davon konnten bisher selten oder noch nie gezeigt werden. Zusätzlich bereichern Leihgaben aus nationalen und internationalen Sammlungen die Ausstellung; darunter das Victoria & Albert Museum in London, das Museo del Prado in Madrid, das Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam, das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, das Historische Museum Frankfurt, das MAK – Österreichische Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, die Albertina, die Österreichische Nationalbibliothek, das Hofmobiliendepot und der Musikverein in Wien sowie das Tiroler Landesmuseum. Kooperationspartner und Leihgeber ist die Akademie der bildenden Künste Wien.

Bacchische Szene: „Der Träumende Silen“ Peter Paul Rubens um 1610/12 Öl auf Leinwand, 158 x 217 cm © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien Bacchische Szene: „Der Träumende Silen“ Peter Paul Rubens um 1610/12 Öl auf Leinwand, 158 x 217 cm © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien - Mit freundlicher Genehmigung von: khm / Kunsthistorisches Museum Triumphzug des Bacchus Maerten van Heemskerck (Heemskerck 1498 - 1574 Haarlem) um 1536/37 Eichenholz, 56 x 106,6 cm © KHM-Museumsverband Triumphzug des Bacchus Maerten van Heemskerck (Heemskerck 1498 - 1574 Haarlem) um 1536/37 Eichenholz, 56 x 106,6 cm © KHM-Museumsverband - Mit freundlicher Genehmigung von: khm / Kunsthistorisches Museum Bauerntanz Pieter Bruegel d. Ä. (Breda ? um 1525/30 - 1569 Brüssel) um 1568 Eichenholz, 114 x 164 cm © KHM-Museumsverband Bauerntanz Pieter Bruegel d. Ä. (Breda ? um 1525/30 - 1569 Brüssel) um 1568 Eichenholz, 114 x 164 cm © KHM-Museumsverband - Mit freundlicher Genehmigung von: khm / Kunsthistorisches Museum
Tags: Alte Meister, Francisco Goya, Jubiläumsausstellung, Peter Paul Rubens, Pieter Bruegel d. Ä.

Juni bis Augusttäglich 10 – 18 UhrDo bis 21 Uhr
September bis MaiDi – So, 10 – 18 UhrDo, 10 – 21 UhrEinlass ist jeweils bis eine halbe Stunde vor Schließzeit!
Eintritt: Erwachsene € 14