Die Ausstellung „Am Ende: Architektur“ reist mit uns zurück in die Zukunft, die Ende der 1950er- Jahre beginnt. Seit damals wird das im Titel proklamierte „Ende“ der Architektur regelmäßig ausgerufen, wobei bisher jede Krise auch einen Neuanfang bedeutete. Anlässlich des Abschieds seines Gründungsdirektors blickt das Architekturzentrum Wien mit ihm auf rund sechzig Jahre internationale Architekturgeschichte und macht gleichzeitig die spannenden Aufbruchsbewegungen der Gegenwart fassbar.Die rasante Entwicklung der letzten Jahrzehnte innerhalb einer globalisierten Welt mit sich ständig erneuernden technischen und digitalen Möglichkeiten hat die Architektur als künstlerisches und gesellschaftliches Phänomen in eine Krise gestürzt. Global agierende Großbüros, StararchitektInnen, Industrie 4.0, eine Normenflut und die rechtliche wie wirtschaftliche Schwächung des Berufsstandes verändern die Rolle der Architektur zunehmend. Inmitten der Krisendiskurse, die das Architekturgeschehen zu lähmen schienen, machten sich neue, anfänglich kaum sichtbare Strömungen bemerkbar – sozial engagiert, historisch bewusst oder regional verankert –, die der Disziplin wieder Leben einhauchten und der vermeintlichen Stagnation entgegenwirkten. Anfangs als Nischen- oder Modeerscheinungen belächelt, haben VertreterInnen dieser Strömungen längst die theoretische Debatte übernommen.
Ausgehend von der Auflösung der CIAM, die 1959 das „Scheitern“ der Moderne einläutete, wodurch die Architektur in eine profunde Krise stürzte, mäandert die Ausstellung durch die letzten 60 Jahre Architekturgeschichte und macht dort Halt, wo Az W Gründungsdirektor Dietmar Steiner seine persönliche architektonische Sozialisation durchlebt hat: Über Stationen wie Funktionalismuskritik, Sanfte Stadterneuerung, New Urbanism, Revision der Moderne, Signature Architecture, Bottom-Up-Bewegung und Global Business reisen wir ins Jahr 2019, in dem der Kultfilm „Blade Runner“ eine grandios-düstere Kulisse des Los Angeles der Zukunft zeichnet.
Den architekturhistorischen Stationen, die über die Person Dietmar Steiners das in Österreich reflektierte Architekturweltgeschehen widerspiegeln, stellen die Kuratorinnen gegenwärtige Positionen gegenüber, die sich mit ökologischen, sozialen, legislativen, kontextuellen und theoretischen Aspekten der Architektur auseinandersetzen und mit ihrer Bandbreite und Innovationskraft aufzeigen, dass die Architektur noch lange nicht am Ende ist. So wie das Scheitern der Moderne in den Nachkriegsjahren den Aufbruch der Architektur in neue Richtungen stimulierte, suchen auch die derzeitigen AkteurInnen eine Krise zu bewältigen und beziehen sich dabei oft bewusst wie unbewusst auf historische Referenzen. Der Dialog der beiden Ausstellungsebenen soll zeigen, dass jedem „Ende“ ein kritischer Neuanfang innewohnt.
Kuratorinnen: Karoline Mayer, Sonja Pisarik, Katharina Ritter Externe wissenschaftliche Berater: Gabriele Kaiser, Anh-Linh Ngo Bildrecherche & PR: Irene Jäger Ausstellungsgestaltung: BWM Architekten und Partner Ausstellungsgrafik: Nicole Six