Mit über 80 Exponaten präsentiert das Kunsthaus Kaufbeuren erstmals in der Region eine thematische Werkschau zur Kunst von Außenseitern, randständigen Menschen in selbst gewählter oder ungewollter Isolation, Autodidakten mit künstlerischem Potential. Charakteristisch für die meisten Werke ist die Unabhängigkeit von jeder Art des Akademismus: Ohne Kenntnis künstlerischer Techniken und kunsthistorischer Tradition entwickeln sich höchst individuelle Ausprägungen, die sich in eindrucksvollen Bildwerken manifestieren.Ziel der Ausstellung ist es, das hohe gestalterische Niveau von Menschen mit Psychiatrieerfahrung zu vermitteln und ihre Werke aus der Randnische herauszuholen, die ihr bis heute zugewiesen wird. Die Auswahl der Werke spannt den Bogen vom frühen 20. Jh. bis in die Gegenwart. – Zahlreiche Leihgaben aus der Heidelberger Sammlung Prinzhorn, eine der umfangreichsten und qualitätvollsten Sammlungen zur Kunst von Außenseitern, bieten Einblicke in die Eigenwelten von acht KünstlerInnen, deren Werke aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammen und noch nicht im Zusammenhang mit therapeutischen Maßnahmen entstanden sind. Zu jener Zeit galt den Nationalsozialisten die Umgehung konventioneller künstlerischer Ausdrucksformen als „entartet“ und als Beweis für die Minderwertigkeit ihrer Schöpfer: Von den acht Künstlern aus der Sammlung Prinzhorn, deren Werke in der Ausstellung präsentiert werden, fielen fünf dem Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten zum Opfer.
Der Fokus der Ausstellung liegt jedoch auf der künstlerischen Produktion der vergangenen 30 Jahre aus dem Kontext des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren. So vereint die Ausstellung Werke bekannter Hauptfiguren der Außenseiterkunst wie Dietrich Orth und Wolfgang Hueber, die zu den Wenigen gehören, deren Schaffen weltweit ausgestellt wurde, mit dem Schaffen kaum bekannter Künstler, deren Werke nun erstmals einem breiten Publikum vorgestellt werden.