Jean Dubuffet war einer der radikalsten Erneuerer der Kunst nach 1945. Vielfach begabt, vertrat er in seinen Werken ein grenzüberschreitendes, anti-kulturelles Programm als Gegenentwurf zu etablierten Kunstvorstellungen. Dubuffet wollte, dass die Kunst wieder spontan und direkt sei, mit dem wirklichen Leben verbunden, und sie sollte schonungslos die wahren Empfindungen des Künstlers zum Ausdruck bringen.Gesellschaftliche Konventionen, historisch-akademische Vorbilder und die Regeln des guten Geschmacks standen diesem Streben nach kompromissloser Authentizität im Weg. Dubuffet orientierte sich vielmehr an Zeugnissen, die außerhalb der offiziellen Kunstwelt entstanden. Dazu gehörten Kinderzeichnungen, Kritzeleien und Graffitis im öffentlichen Raum, aber auch die Werke von psychisch Kranken und von Strafgefangenen. Solche Arbeiten sammelte Dubuffet zur eigenen Inspiration. Er sah darin eine unverfälschte, andere Kunst ausgedrückt, die er als "Art Brut" - "rohe Kunst" - bezeichnete. Sie stellt die bildkünstlerische Variante einer bis heute in vielen Disziplinen aktuell und provokant gebliebenen, "brutalistischen" Ästhetik dar.
Die Ausstellung präsentiert Jean Dubuffet und dessen Konzeption der Art Brut ausgehend von den beeindruckenden Künstlerbüchern, die im Gesamtwerk des Künstlers gleichrangig neben den Bildern, Zeichnungen und Skulpturen stehen.