Nachdem mit der Ausstellung »Venedig sehen…« der Ankauf der Italiensammlung von Dietmar Siegert durch den Pinakotheks-Verein in Verbindung mit der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Sparkassen-Finanzgruppe bekannt gegeben und eine kleine Auswahl daraus gezeigt werden konnte, wird ab Mai 2015 eine umfassendere Präsentation zu sehen sein: Gezeigt werden Hauptwerke der Fotosammlung im Kontext der Gemälde der Neuen Pinakothek. Damit wird ein neuer Blick auf die Kunst des 19. Jahrhunderts in der Neuen Pinakothek ermöglicht, erstmals unter Einbeziehung der Fotografie.Fotografie und Malerei haben die Wahrnehmung Italie ns seit dem 19. Jahrhundert nachhaltig geprägt. Bildende Künstler r eisten dorthin, um in Studien und Gemälden die südliche Natur und das Vol ksleben darzustellen. Fotografen folgten ihnen darin, erschlossen aber ra sch weitere Aufgaben- felder wie die Denkmäler- und Ereignisfotografie. E ine stetig wachsende Zahl von Reisenden erkundete die berühmten Landschaften, Kunstschätze und historischen Stätten. Aus der exklusiven Grand Tour entwickelte sich der moderne Tourismus. Die Reisenden waren Publikum und Kunden für Maler und Fotografen.
In einführenden Kapiteln werden exemplarisch Besond erheiten und Gestaltungsmittel der frühen Fotografie in Italien vorgestellt. Die Anfänge in Rom sind in der Ausstellung mit einigen der frühest en dort entstandenen Aufnahmen, unter anderem von Calvert Richard Jones Calvert Richard Jones Calvert Richard Jones Calvert Richard Jones, dokumentiert. Es folgen Schwerpunkte des fotografischen Bildes wie N atur- und Wolkenstudien, die Skulpturenfotografie oder die Ge nredarstellung. Außerdem werden Gestaltungsmittel wie Tonwertabstuf ungen, Perspektive und Lichtreflexe an herausragenden Beispielen vorge stellt.
m weiteren Rundgang werden in fünf Sälen – von den Nazarenern bis zu den Deutsch-Römern – ausgewählte Fotografien unmittelbar zu den Gemälden der Sammlung in Beziehung gesetzt. Dabei treten Gem einsamkeiten, aber auch Unterschiede zutage. Im Bereich der Landschaft smalerei werden den heroischen Landschaften von Joseph Anton Koch und J ohann Christian Reinhart, die die Natur Italiens in der Tradition d es Erhabenen inszenieren, die großformatigen Aufnahmen von James Anderson James Anderson James Anderson James Anderson und James MacPherson James MacPherson James MacPherson James MacPherson gegenübergestellt, die Wasserfälle, Felsen und anti ken Ruinen auf vergleich- bar pathetische Weise ins Bild setzen.
Im Saal der Deutsch-Römer, wo in den Gemälden Arnol d Böcklins die arkadische Idylle beschworen wird, begegnet der Bes ucher den einfühlsamen Naturstudien von Giacomo Caneva Giacomo Caneva Giacomo Caneva Giacomo Caneva und Carlo Baldassare Carlo Baldassare Carlo Baldassare Carlo Baldassare Simelli Simelli Simelli Simelli sowie der sentimentalen Vergegenwärtigung d es antiken Italiens in den Fotografien von Wilhelm von Gloeden Wilhelm von Gloeden Wilhelm von Gloeden Wilhelm von Gloeden und Wilhelm Plüschow Wilhelm Plüschow Wilhelm Plüschow Wilhelm Plüschow.
Bei den Genredarstellungen werden den Gemälden von Friedrich Overbeck und Wilhelm von Schadow frühe Fotografien von Giaco mo Caneva Giacomo Caneva Giacomo Caneva Giacomo Caneva und Enrico Enrico Enrico Enrico Béguin Béguin Béguin Béguin hinzugefügt, deren weibliche Modelle dieselb e Aura von Unschuld und Natürlichkeit umgibt wie die Frauengestalten de r Nazarener. Anders dagegen die Gegenüberstellung im Saal der gr ünderzeitlichen Historienmalerei: Während die großen Leinwände Wilh elm von Kaulbachs und Carl Theodor von Pilotys weltgeschichtliche Ere ignisse als großes Theater inszenieren, setzt die Fotografie das Momen t des Authentischen dagegen: Stefano Lecchi Stefano Lecchi Stefano Lecchi Stefano Lecchi und Luigi Sacchi Luigi Sacchi Luigi Sacchi Luigi Sacchi zeigen die Kriegschauplätze des Risorgimento, subtile und bewegende Dokumente des f olgenreichsten Ereignisses in der italienischen Geschichte dieser Epoche.
Der Gang durch die Neue Pinakothek bietet damit in den kommenden Monaten nicht nur einen Einblick in die Geschichte der Wahrnehmung Italiens in Fotografie und Malerei, sondern auch ei nen Einblick in das Verhältnis der beiden Schwesterkünste, von denen di e eine, die Malerei, einen traditionellen Geltungsanspruch besitzt, währ end die andere, die Fotografie, erst im 20. Jahrhundert zur vollgültigen Anerkennung als bildkünstlerisches Medium gelangt ist.
Kurator: Herbert W. Rott