Nachdem trotz Ferienzeit die Sommerausstellung 2014 mit ihrem Reiseziel China auf großen Zuspruch traf, freuen wir uns auf all die Besucher, die in diesem Jahr mit uns auf Kopfreise gehen nach Indien. Wieder treffen zwei Künstler der Region aufeinander. Beide haben/hatten eine besonders große Affinität zu Indien.Oskar Koller (1925-2004), der über Jahrzehnte Malreisen in den Mittelmeerraum, in den Nahen Osten und nach Südostasien unternahm, war von Indien und Nepal so begeistert, dass - abgesehen natürlich von zahllosen Aquarellen und vielen Acrylbildern - nicht nur Wandkalender, sondern auch eines seiner letzten, zu Lebzeiten erschienenen Bücher das Land aus seiner Sicht darstellten ("Indien", 2000, Callwey-Verlag). Es waren weniger irgendwelche fantastische Landschaften als vielmehr die Farbigkeit des menschlichen Lebens (Kleidung, Altäre, Ladenzeilen, Straßenfeste), die auf Koller ihre Anziehungskraft ausübte. Harri Schemm, geboren 1958, hat das Land ebenfalls häufig bereist, vor allem aber verbringt er seit 1993 fast ausnahmslos die Wintermonate dort. Er lobt die ausgesprochene Freundlichkeit und den Respekt, mit denen die Menschen ihm als Pleinair-Maler begegnen. Nebenbei sieht Schemm sich in einer Tradition, die Nürnberg und Goa seit der Patrizierzeit verbindet, als Gewürz- und Edelsteinhändler auf portugiesischen Schiffen die Reise nach Osten wagten. So gesehen könnte es keine zwei Maler geben, die profunder Zeugnis ablegen von einer, von ihrer persönlichen Indien-Affinität.
Spannend werden die stilistischen Unterschiede sein. Hier der verstorbene Großmeister des Aquarells, der seine oft kopierte duftige, aber gleichzeitig zupackende Malweise unter Einbeziehung des Weiß des Papiers erfolgreich auch in die Acrylmalerei einbrachte, dort der exponierte Vertreter einer sogenannten Nürnberger Schule um Toni Burghart, Blalla W. Hallmann, Peter Angermann, Reiner Zitta oder Dan Reeder, die seit neuestem gefasst wird unter das Etikett "Radikaler Provinzialismus". Hier Arbeiten eines impressiv-gebändigten Expressionismus in der Tradition des Fauvismus und im Geist der Nouvelle École de Paris der 1950er Jahre, dort unbekümmerte Motivwahl und eine Tendenz zum Grotesken und zur Selbstironie. Hier das nach Möglichkeit vollkommen durchgearbeitete Bild mit über Jahre hin erarbeiteten gestalterischen Mitteln und höchstem Stilwillen, dort der Spagat zwischen dem spontan erfassten Eindruck eines Augenblicks (zwingend ebenfalls als Aquarell) und dem Spiel mit einem karikaturesken Wort-Bild-Witz, wofür im Zweifelsfall dann keine Malweise zu trashig ist.
Da, wo der "Radikale Provinzialismus" sich nicht austobt, scheint es beinahe, dass ähnliche (indische) Motive einen gewissen Gleichklang geradezu erzwungen haben zwischen den Bildern des verstorbenen und denen des lebenden Malers.
(c) Hans-Peter Miksch