Vor dem Hintergrund der sich rasant entwickelnden Technologien verfolgte E.A.T. das Ziel, Kunstwerke umzusetzen, in denen die neuesten technischen Möglichkeiten zum Einsatz kamen. Billy Klüver arbeitete bereits in den frühen 1960er-Jahren mit Künstlerinnen und Künstlern wie Jean Tinguely, Andy Warhol, Jasper Johns und Yvonne Rainer zusammen. Ähnlich wie einige der Kunstschaffenden seiner Zeit interessierte er sich für die gesellschaftlichen Folgen neuer technologischer Entwicklungen und war der Überzeugung, dass die Verbindung von Kunst und Wissenschaft auf einer praktischen und materiellen Ebene stattfinden müsse. Die Begegnung zwischen Künstlern und Ingenieuren, so hofften die Mitglieder von E.A.T., würde Kunstwerke hervorbringen, deren Entstehung ohne die Mitwirkung ausgebildeter Techniker mit ihrer besonderen Kompetenz nicht möglich wäre. Diese Werke wiederum sollten die Ingenieure dazu anregen, in neue Richtungen zu denken, und so die zukünftige technologische Entwicklung mitgestalten. In der als E.A.T.-Chronologie aufgebauten Ausstellung werden erstmals in größerem Umfang Kunstwerke und Projekte sowie bislang kaum erschlossenes Material aus Archiven veröffentlicht. Der erste Abschnitt beleuchtet die ersten – oben schon erwähnten – Kollaborationen in den frühen 1960er-Jahren von Ingenieur Billy Klüver mit Künstlerinnen und Künstlern. Highlights in diesem Abschnitt sind Jean Tinguelys Homage to New York (1960), kinetische Arbeiten von Robert Rauschenberg, eine Laser-Installation von Robert Whitman und die Performanceserie 5 New York Evenings (Stockholm, 1964). Andy Warhols berühmte Silver Clouds (1966), die aus dem Wunsch des Künstlers entstanden, eine schwebende Glühbirne zu bauen, werden in einem separaten Raum präsentiert.
Eine eigene Sektion ist 9 Evenings: Theater & Engineering, einem Schlüsselereignis in der Geschichte von E.A.T. gewidmet. Die legendäre Performancereihe fand im th Herbst 1966 im 69 arbeiteten individuell mit Künstlern und Künstlerinnen wie John Cage, Robert Rauschenberg, Robert Whitman, Deborah Hay, Alex Hay, Steve Paxton, David Tudor, Lucinda Childs, Yvonne Rainer und Öyvind Fahlström an der Produktion von zehn Performances zusammen. Es entstand eine Serie von Liveperformances, die bildende Kunst, Klangkunst, Performance und Tanz verbanden und mit neuer Technologie realisiert wurden. Erstmals wurde ein Massenpublikum mit Avantgardekunst konfrontiert, denn die Veranstaltungen zogen Abend für Abend rund 2000 Besucher_innen an. Open Score von Rauschenberg beispielsweise war ein Tennismatch, bei dem jeder Aufprall des Balles auf den Schlägern dafür sorgte, dass eines der Lichter in dem riesigen Saal gelöscht wurde, bis dieser schließlich in völliger Dunkelheit lag. Bandoneon! (a combine) von David Tudor setzte das Gebäude als Musikinstrument ein und nutzte das sechs Sekunden lange Echo in der Armory. 9 Evenings gilt heute als paradigmatischer Höhepunkt in der Geschichte der Avantgarde- und Performancekunst. Zahlreiche Beteiligte sind heute zentrale Figuren in der amerikanischen Kunst der Nachkriegszeit.
Ein Abschnitt der Ausstellung widmet sich der Gründung von E.A.T. als Organisation nach den legendären 9 Evenings. Dokumentiert werden außerdem zwei wegweisende Ausstellungen, die 1968 in New York gezeigt wurden, nachdem E.A.T. dafür einen Wettbewerb für Künstler und Techniker ausgelobt hatte: The Machine as Seen at the End of the Mechanical Age am Museum of Modern Art und Some More Beginnings: Experiments in Art and Technology am Brooklyn Museum.
Zwei der preisgekrönten Werke sind in der Ausstellung in Salzburg zu sehen: Heart Beats Dust (1968) von Jean Dupuy und Ice Table (1967) von Hans Haacke, ein Objekt, das eigens für die Salzburger Schau restauriert wurde. Die Ausstellung stellt auch eines der spektakulärsten Projekte von E.A.T. vor: die Gestaltung des Pepsi- Cola-Pavillons, der 1970 für die Expo im japanischen Osaka realisiert wurde. An der Außen- und Innengestaltung des von Pepsi-Cola gesponserten Pavillons waren 63 Künstler und Künstlerinnen, Ingenieure und Wissenschaftler beteiligt. Außen umhüllte Fujiko Nakaya den Pavillon mit einer Nebelwolke, während kinetische Skulpturen (Floats) von Robert Breer den Vorplatz langsam umkreisten. Im Innenraum schuf Robert Whitman Installationen. Vier Türme trugen Rusty Myers’ Skulptur Light Frame. Mit Projects Outside Art (1970/71) beleuchtet die Ausstellung auch eine weniger bekannte Seite von E.A.T.: eine Reihe von interdisziplinären Projekten, in denen sich Künstler mit verschiedenen sozialen Themen auseinandersetzten. Ebenfalls zu sehen sind ARTCASH (1971) und Rainforest V – Variation 2 (1973/2015), eine interaktive Installation von David Tudor, einem Pionier der experimentellen Musik.
In der Ausstellung sind Projekte von Künstlerinnen, Künstlern und Bell-Labs- Ingenieuren vertreten: Per Biorn, Robert Breer, John Cage, Lucinda Childs, Cecil H. Coker, Composers Inside Electronics, Pete Cumminski, Merce Cunningham, Jean Dupuy, Öyvind Fahlström, Ralph Flynn, Hans Haacke, Leon Harmon, Alex Hay, Deborah Hay, Larry Heilos, Peter Hirsch, Harold Hodges, Robert V. Kieronski, Billy Klüver, Ken Knowlton, Tony Martin, Jim McGee, Forrest Myers, Fujiko Nakaya, Steve Paxton, John Pearce, Yvonne Rainer, Robert Rauschenberg, Robby Robinson, Alfons Schilling, Herb Schneider, Jean Tinguely, David Tudor, Fred Waldhauer, Andy Warhol, Robert Whitman, Witt Wittnebert, Dick Wolff, Niels & Lucy Young Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutsch-englischer Sprache, herausgegeben von Sabine Breitwieser mit Aufsätzen von Kathy Battista, Simone Forti, Billy Klüver, Michelle Kuo, Catherine Morris, Zabet Patterson und John Tain sowie einem Gespräch zwischen Sabine Breitwieser, Julie Martin, Robert Whitman und Kathy Battista. Erhältlich im Shop des Museum der Moderne Salzburg um € 29.
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung am Samstag, 25. Juli 2015, 11 Uhr, wird David Tudors Rainforest I (1973) von Composers Inside Electronics, Phil Edelstein und John Driscoll, aufgeführt. Am Sonntag, 26. Juli 2015, 14.30–17.30 Uhr, findet ein Symposium zum Thema The Story of E.A.T. statt, mit Sabine Breitwieser, Direktorin, Museum der Moderne Salzburg; Kathy Battista, Gastkuratorin; Michelle Kuo, Herausgeberin und Chefredakteurin, Artforum International, New York; Julie Martin, Direktorin, E.A.T., New York; Catherine Morris, Kuratorin, Brooklyn Museum, New York (in englischer Sprache).
Ausstellungskonzept und Projektleitung: Sabine Breitwieser, Direktorin, Museum der Moderne Salzburg Beirat: Julie Martin, Michelle Kuo, Catherine Morris Gastkuratorin: Kathy Battista, New York Kuratorische Assistentin: Christina Penetsdorfer, Museum der Moderne Salzburg Ausstellungsarchitektur: Kuehn Malvezzi (Wilfried Kuehn, Samuel Korn)
Dienstag - Sonntag 10 - 18 UhrMittwoch 10 - 20 UhrMontag geschlossenWährend derOsterfestspiele (28. März - 6. April 2015)Pfingstfestspiele (22. Mai - 25. Mai 2015)Salzburger Festspiele (18. Juli - 30. August 2015)Mozartwoche (22. - 31. Januar 2016)sind beide Häuser auch montags von 10 - 18 Uhr geöffnet.Kombiticket (Mönchsberg & Rupertinum)Regulär € 12Ermäßigt € 8Familien € 16
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