Die erste Ausstellung der städtischen Galerie, die sich ausschließlich der Videokunst widmet, stellt einen der wichtigen deutschen Videokünstler vor, den 1964 geborenen Christoph Brech. Filmvorführungen (46min) jeweils um 13.15 Uhr, 14.15 Uhr..., sonntags ab 11.15 Uhr (letzte Vorführung 16.15 Uhr).Christoph Brech, der in München lebt, hat an der AdBK München Malerei studiert (am damaligen Lehrstuhl für christliche Kunst bei Franz Bernhard Weißhaar). Seit Ende der 90er-Jahre arbeitet er ausschließlich mit Fotografie, Video und macht Installationen. Bereits 2006 erhielt er das Villa Massimo-Stipendium. Von Christoph Brech (zusammen mit Nicola Borgmann) stammt die erste und nach wie vor einzige Videoarbeit für ein Kunst-am-Bau-Projekt in den Parlamentsgebäuden in Berlin (Preis 2011, Realisierung 2015), nämlich für den Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Neben vielen anderen Preisen erhielt er 2012 den 1.Preis der 2.Triennale Schweinfurt.
In unserem insgesamt 46minütigen Filmprogramm werden fünf Videos gezeigt, darunter das titelgebende aus dem Jahr 2008 (7:55min): In einer Aneinanderreihung von kurzen Sequenzen sieht man kleine Felsbrocken, die von einzelnen Gerstenhalmen umstanden sind. Im 19. Jahrhundert durften in Irland ungetaufte Kinder, beispielsweise Frühchen, nicht auf einem Friedhof bestattet werden. So mussten ihre Eltern sie auf den Klippen verscharren, und sie legten zur Kennzeichnung auf die Gräber Felsbrocken, die sie von anderswo her mitbrachten. Christoph Brech verbindet diese Erzählung mit dem Volkslied aus der irischen Revolution. Die Soldaten der Iren hatten oftmals Gerstenkörner als Notration in der Tasche. Später fand man Massengräber nur, weil dort die Gerste aufgegangen war. So verbinden sich in den Bildern der anonymen Kindergräber und dem Song Gedanken an den Tod. Das Video beginnt und endet ohne Sound, nur der Wind ist hörbar, im Mittelteil hört man das gleichzeitig vorwärts und rückwärts laufende irische Volkslied, das dem Video seinen Namen gegeben hat.
Die Titel der anderen Videoarbeiten: "Opus 110a"(2001, 24:23min), "German Oak" (2003, 8:20min), "La Civetta" (2006, 1:01min), "Seaforce One" (2009, 5:09min)
Die subtile wie suggestive Verwendung von Musik (Brech ist ein Liebhaber klassischer Musik), der in aller Regel ruhige Rhythmus, die Entschleunigung seiner Bilder, eine latent spirituelle Aura sind Kennzeichen der Brech`schen Videoarbeiten ebenso wie das generelle Nachdenken über den Begriff Zeit (Rüdiger Safranski: "Brech macht wunderbar poetische Sachen.", es gelinge ihm, so der Autor, "die Erfahrung der Zeit im Bild (zu) fassen.", Badische Zeitung 14.10.14). Mit einem nach wie vor relativ flüchtigen Medium (digitaler Film) nähert er sich überzeitlichen Themen. Der genaue Blick des Malers und profunde Kenntnisse in Kompositionslehre sind wohl die entscheidenden Zutaten, die seine Videos und Fotos so besonders machen. Zu Recht können die Videos "Filmgemälde" genannt werden. Immer sind es vorhandene poetische Bilder, die Brech auffindet (nie erfindet), oft verblüffende Alltagspartikel, die leicht übersehen werden - die Spiegelung einer Brücke und des Geschehens auf ihr im Wasser, die Reinigung einer schwarzen Yacht mit Schaum als sei hier ein Jackson Pollock am Werk. So sind seine Videos Beispiele exemplarischen Schauens, die viele Rezensenten begeistern: "Das Auge des Entdeckers" titelte der Berliner Tagesspiegel, "Er zeigt die Welt aus einer anderen Perspektive" schrieb die Mittelbayerische Zeitung.