Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren die Alpen für Zivilisten wie für das Militär uninteressant, ja: abschreckend. Die einen konnten in der unwirtlichen Gegend kaum Landwirtschaft betreiben, Soldaten in dem kaum gangbaren Gelände nicht kämpfen – die Waffentechnik und logistischen Möglichkeiten waren einfach noch nicht soweit. Beides aber änderte sich jetzt rasant, der Blick der Menschen auf die Natur der Alpen wurde ein anderer: Aus lebensfeindlicher Felsenlandschaft wurde touristische „Destination“. Die „Sommerfrische“ in den Bergen zu verbringen, gar das Bergsteigen, galten plötzlich als chic und modern. Aber wo sich ein Tourist bewegen konnte, konnte dies auch ein Soldat tun. Und mit den neuen technischen Errungenschaften wie Eisen- und Seilbahnen und weit reichenden, treffsicheren Gewehren war er nun in der Lage, die Alpen nicht nur zu durchqueren, er konnte jetzt auch in ihnen kämpfen. Das (Hoch)Gebirge wurde in Frankreich, in Italien, in Österreich-Ungarn Bestandteil militärischer Überlegungen und Pläne. Aber nicht in Bayern!Im Frühjahr 1915 zeichnete sich immer deutlicher ab, dass das über den „Dreibund“ mit dem Deutschen Kaiserreich und der Habsburgermonarchie verbündete Königreich Italien, das seit der „Julikrise“ und dem Kriegsausbruch vom Sommer 1914 seinen Bündnisverpflichtungen nicht nur nicht nachgekommen war, sondern im Begriff war, sich ganz offen auf die Seite der Entente zu schlagen. Die deutschen Kontingentsheere, darunter die königlich bayerische Armee, sowie die österreichisch-ungarischen Streitkräfte kämpften in Frankreich und in Belgien sowie an der Ostfront und gegen Serbien. Mit dem Ausscheiden Italiens aber drohte nun im Süden der Mittelmächte eine neue Front zu entstehen – eine Front, für die es aber kaum Truppen gab, um sie gegen die italienische Armee zu halten. Ein möglicherweise kriegsentscheidender Einbruch über die Alpen Tirols bis nach Bayern hinein wurde denkbar! Bayern hatte aber aufgrund der ursprünglichen Bündnislage bislang darauf verzichtet, für den Kampf im Hochgebirge spezialisierte Kräfte bereitzustellen. Innerhalb weniger Wochen aber gelang es Konrad Krafft von Dellmensingen, bislang Generalstabschef der bayerischen Armee, aus preußischen, württembergischen und v. a. bayerischen Truppenteilen einen divisionsstarken, gebirgskampftauglichen Großverband aufzustellen, das „Deutsche Alpenkorps“.
Mit der Sonderausstellung „Krieg in den Alpen – die Alpen im Krieg. Die Anfänge der deutschen Gebirgstruppen“ versucht das Bayerische Armeemuseum zusammen mit der „Stiftung Deutsche Gebirgstruppe“, dem „Kameradenkreis Deutsche Gebirgstruppe“, sowie dem Heeresgeschichtlichen Museum (Wien) und dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr (Dresden) beide Entwicklungsstränge zu einer Gesamtschau der Zeit vor 100 Jahren und des Gebirgskrieges gegen Italien zu vereinen, als das alte Europa im Begriff war, sich selbst zu zerstören. Die Ausstellung endet thematisch im September 1915, als das „Alpenkorps“ aus den Alpen abgezogen und an andere Fronten verlegt wurde.