Während das seit 1596 in Ambras beheimatete großformatige Bild Ester vor Ahasver im Jahr 2015 auf Reisen geht und auf einer Ausstellungstournee in Brüssel und Krakau gezeigt wird, nehmen gleich zwei Bilder des flämischen Malers Bartholomäus Spranger (Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums Wien) seinen Platz ein.Spranger (1546 ‒ 1611) erhielt seine Ausbildung in Antwerpen und Oberitalien, sein Werk zeigt deutlich den Einfluss von Caravaggio, Giambologna und Parmigianino. Er wurde 1580 von Kaiser Rudolf II. (reg. 1576 ‒ 1612) nach Prag berufen und gilt als der bedeutendste Maler unter dem Hofkünstlern. Seine Gemälde, die durch die Druckgrafik rasch weite Verbreitung erfuhren, sind vielfach mythologischen Themen gewidmet, die auf die Erzählungen antiker Autoren zurückgehen, unter ihnen Homer, Ovid und Vergil. Den Bildern ist eine sinnlich-erotische Thematik gemein, die vollends dem Geschmack Rudolfs II. entsprach.
Sprangers Werk zeichnet sich durch überlängte und verdrehte Körper, eine gewagte und leuchtende Farbgebung aus und folgt dem Stil des Manierismus. Für den kunstsinnigen Kaiser schuf Bartholomäus Spranger unter anderem mehrere Serien von Liebesabenteuer antiker Götter, die für eine Aufstellung in den Privaträumen Rudolfs II. bestimmt waren. Die höchst qualitätvollen Kunstwerke sind eine Quelle sinnlichen Genusses. Die Freude an der Betrachtung körperlicher Schönheit ist darüber hinaus gepaart mit dem Studium der menschlichen Anatomie.