Das Museum der Moderne Salzburg erweckt mit der Ausstellung Ungebautes Salzburg nicht realisierte bauliche Ideen zu neuem Leben und regt damit Fragen darüber an, wie sich das Leben in der Mozartstadt gestalten lässt.Salzburg, 27. März 2015. Das Museum der Moderne Salzburg widmet erstmals eine Ausstellung der Stadt Salzburg mit ihren verworfenen baulichen Ideen, gescheiterten Konzepten und Utopien und eröffnet damit einen völlig neuen Blick auf die Mozartstadt. Über die Jahre und Jahrhunderte haben hervorragende Baukünstler und -künstlerinnen für Salzburg gearbeitet und der Stadt einen einzigartigen Charakter verliehen – doch nicht immer wurden die Pläne verwirklicht. In Kooperation mit der Initiative Architektur wurden für die Ausstellung aus einer fast unüberschaubaren Zahl an Studien und Wettbewerbseinreichungen zweiunddreißig Projekte ausgewählt. „Meine Intention mit dieser Ausstellung ist es, eine Diskussion über das Museum und seine Rolle in der Stadt sowie über die Stadt als modernes Lebensumfeld zu lancieren“, betont Sabine Breitwieser, Direktorin am Museum der Moderne Salzburg, und fügt hinzu: „Die Menschen arbeiten und leben hier in einer Stadt, die als museales Baudenkmal konzipiert ist. Wie funktioniert das auf lange Sicht, welche Psychologie verbirgt sich hinter der Ablehnung von Bauprojekten und welche Perspektiven ergeben sich daraus vor allem für die junge und künftige Generation?“ Gastkurator Roman Höllbacher von der Initiative Architektur betont, dass „die Auseinandersetzung mit verworfenen Projekten sich aus vielen Gründen lohnt. Diese Entwürfe waren nicht selten heftig diskutierte Alternativen zum Status quo und sie beschreiben – vielleicht prägnanter, als die gebaute Stadt dies je kann – die Befindlichkeiten, Ideen und Sehnsüchte einer ganzen Epoche. Es ist das besondere Verdienst des Museum der Moderne Salzburg, diese verdrängte Thematik aufzugreifen und sich als Ort der Diskussion über die Stadt und ihre Zukunft anzubieten.“
Der zeitliche Schwerpunkt der in der Ausstellung präsentierten Projekte wurde ab dem 20. Jahrhundert gesetzt. Sie rufen ungebaute Alternativen zur gebauten Realität in Erinnerung. Die Entwürfe sind nach Themen gegliedert und behandeln wiederkehrende städtebauliche Problemstellungen. Dabei stellt sich die faszinierende, mitunter aber auch beklemmende Frage, wie sich die Stadt heute darstellen würde: Wie würde Salzburg aussehen, wenn beispielsweise der Domentwurf von Vincenzo Scamozzi aus dem Jahr 1606 und nicht der deutlich kleinere Kirchenbau von Santino Solari (ab 1614) realisiert worden wäre? Welche Entwicklung hätten die Salzburger Festspiele genommen, stünde Hans Poelzigs mystische Vision eines Festspielhauses, die er ab 1919 entwickelte, heute im Schlosspark von Hellbrunn? Es werden aber auch Konzepte und architektonische Ideen vorgestellt, die in einem konstruktiven Widerspruch zueinander stehen, so beispielsweise Álvaro Sizas Projekt für den Umbau des Casino Winkler (1986), Delugan_Meissls Panoramalift (2003) an der Felswand des Mönchsbergs und Hans Holleins epochales Guggenheim-Museum (ab 1989) für ebendiesen Ort. Somit wird in der Ausstellung auch die Baugeschichte des Museum der Moderne Salzburg erzählt.
Die Ausstellung wirft keinen nostalgischen Blick auf verpasste Chancen. Vielmehr blickt sie in die Zukunft und unterstreicht die Freiheit des Entwurfs und seine Bedeutung für die Vorstellung davon, wie die Stadt gestaltet sein kann. Und dennoch ist eine Stadt weit mehr als die Summe der Bauten und Projekte: Sie ist ein soziales Ganzes. In diesem Sinne spricht das Museum der Moderne Salzburg ein Angebot aus – nämlich die Möglichkeit für alle, die in Salzburg leben, und jene, die diese Stadt besuchen, über die Zukunft Salzburgs nachzudenken.
Ungebautes Salzburg zeigt Projekte für eine Stadt, die als gebauter Raum nicht erlebbar sind. Die Entwürfe werden in der Ausstellungsgestaltung daher auch nicht künstlich animiert oder mit digitalen Mitteln fiktionalisiert, sondern als historische Dokumente in einem eigens dafür entwickelten Ausstellungsdesign präsentiert. Die Ausstellung selbst wird als Text verstanden, in dem die Zeichnungen, Pläne und Modelle Buchstaben, die Projekte Wörter und die thematischen Gruppen Sätze einer Erzählung bilden. Dieser Text schreibt sich als eigene Narration über die Geschichte der Stadt in den Grundriss des Museums ein.
Wesentlicher Teil der Ausstellung ist ein umfassendes Begleitprogramm, mit dem sich das Museum der Moderne Salzburg als Forum für Diskussionen über die Stadt öffnet. Es finden unter anderem Diskussionsrunden, Vorträge und Führungen sowie die Präsentation von ganz persönlichen Ansichten über das Ungebaute Salzburg statt.
Die Ausstellung ist eine Kooperation des Museum der Moderne Salzburg mit der Initiative Architektur.Direktorin: Sabine BreitwieserGastkurator: Roman Höllbacher, Initiative ArchitekturKuratorische Assistentinnen: Verena Österreicher und Karin Wabro, Initiative Architektur, und Andrea Lehner, Museum der Moderne SalzburgAusstellungsdesign: Kooperative für Darstellungspolitik, Berlin
Parallel findet vom 28. März bis 12. Juli 2015 die Ausstellung My Favourite Project – Unerhörte Entwürfe Salzburger ArchitektInnen in den Räumen der Initiative Architektur (Hellbrunner Straße 3) statt.