Bocholt (lwl). Perfekte Uniformen, große Roben der Diven, Dirndl und Lederhose – noch immer bestimmen sie das Bild von der Bekleidung im Nationalsozialismus. Doch sie sind nur ein Teil der Wahrheit. Mit über 100 Kleidungsstücken und über 650 weiteren Exponaten präsentiert die Ausstellung Glanz & Grauen. Mode im ‚Dritten Reich‘ ein viel differenzierteres Bild. Am Sonntag (3.5.) um 15 Uhr lädt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zu einer Führung durch die Sonderausstellung im LWL-Textilwerk ein.Die Besucher erfahren wie politisch die Alltagsmode in den 1930er und 1940er Jahren tatsächlich war. Denn Uniformen der Hitlerjugend und des Bundes deutscher Mädel oder die Outfits der widerspenstigen Jugendlichen und der Swings waren nur einige der Möglichkeiten, politische Ansichten über Kleidung zu transportieren. Auch Details wie Stickerei und Anstecknadeln vermittelten die Zugehörigkeit zur propagierten „Volksgemeinschaft“.
Das komplexe System von Dresscodes wird vor dem Hintergrund von Konsum und Wirtschaft thematisiert: „Die Ausstellung macht deutlich, wie die nationalsozialistische Diktatur den Konsum und die Herstellung von Kleidung – jenseits der Klischees von Dirndl, Lederhose und Uniform – für den Umbau der Gesellschaft und die Sicherung der eigenen Macht instrumentalisierte“, erläutert Martin Schmidt vom LWL-Textilwerk.
Trotz Spar-Apellen des Regimes und knappem Material beeinflussten Frauen-Zeitschriften und internationale Filmstars die Kleidung der 1930er und 40er Jahre. So entstand eine facettenreiche Mode mit ausgefallenen Schnitten und neuen Materialien.