„Wenn die Leute mit mir über das Wetter reden, bin ich mir stets sicher, dass sie was ganz Anderes meinen.“ Oscar WildeClaudia Kallscheuer, geht noch einen Schritt weiter in ihren Gedanken, für sie ist das Thema Wetter eine große „Gedankenaustauschmaschine“. Ob man mit Freunden, Nachbarn oder Fremden ins Gespräch kommt, am Thema Wetter kommt man selten vorbei. Bestimmt auch deswegen, weil jeder etwas dazu zu sagen hat. Entscheidend ist dabei ihre Beobachtung der subjektiven Sichtweise eines jeden einzelnen auf das Wetter, so unterschiedlich wie ein jeder von uns ist.
Diese Beobachtungen sind ein wichtiger Teil ihrer Arbeit „12 MONATE – work in progress“. Seit über 12 Monaten schreibt sie täglich – wie ein Tagebuch, den Wetterbericht auf gebrauchte Teebeutel aus Seidenorganza. Dieser tägliche Rhythmus des Schreibens, das Schreiben von Wetterberichten auf der Nähmaschine, entrückt mehr und mehr das Thema Wetter. Und immer mehr schält sich heraus, dass es eigentlich um etwas ganz anderes geht. Unsere Stimmungen, unsere Gefühle und Verfassungen oder vielleicht auch darum überhaupt ins Gespräch zu kommen und wenn es auch nur für einen Augenblick ist.
Und die Teebeutel? Es sind wie immer die Dinge aus Claudia Kallscheuers Leben. Sie sind gebraucht, tragen die Spuren des Lebens – die Spuren des Tees – und finden normalerweise keine Beachtung mehr, werden entsorgt. Sie rückt sie wieder in den Fokus, denn wir haben oft auch nach Gebrauch einen großen Nutzen von vielen Dingen – auch von den Teebeuteln. Und dann das schöne, feine und schillernde Material des Seidenorganzas, es fasziniert und findet für einen Augenblick Beachtung.
Vielleicht finden wir aber auch Antworten, denn die Zen Meister raten ihren Schülern auf die wirklich wichtigen Fragen des Lebens „geh Tee trinken!“... nicht im Tein und erst recht nicht im Koffein liegt dabei die ANTWORT, in der Ruhe, im Abstandgewinnen, im Loslassen.Das Gleiche raten wir für die Kunst. Nimm Dir Zeit und Ruhe, lass los und lass dich drauf ein. Vielleicht finden wir dann auch Antworten auf unsere Fragen des Lebens in der Kunst?!