Unumwunden, stolz, ein wenig keck und zugleich geheimnisvoll blickt uns die bei sanftem Kerzenlicht gemalte Dame an. Wie kein Zweiter verstand es Godefridus Schalcken diesen einen magischen Moment so auf der Leinwand festzuhalten, dass er den Betrachter auch noch drei Jahrhunderte später in seinen Bann zieht. Damals wie heute begeistert vor allem die Raffinesse mit der Schalcken (1643 – 1706) seine Motive im Schein von Kerzen- oder Tageslicht in Szene setzt. Doch nicht nur die faszinierenden Beleuchtungseffekte zeichnen seine Werke aus. Auch die Eleganz, Sinnlichkeit, Themenvielfalt und technische Brillanz seiner Gemälde machten den holländischen Feinmaler in ganz Europa berühmt und ließen ihn zu einem der bestbezahlten „modernen“ Künstler werden.Mit der ersten Überblicksausstellung zum Œuvre des Malers Schalcken lädt das Wallraf ab Herbst 2015 zur Wiederentdeckung dieses barocken Meisters ein. Dafür holt die Gemäldegalerie mehr als 70 Leihgaben aus Museen und Privatsammlungen der ganzen Welt nach Köln. Dazu zählen unter anderen die Uffizien in Florenz, das Amsterdamer Rijksmuseum, das Mauritshuis in Den Haag, die National Gallery London, die Prager Nationalgalerie, das Statens Museum Kopenhagen, die Staatliche Gemäldegalerie Berlin, die Wiener Albertina, die National Gallery Dublin und die Scottish National Gallery in Edinburgh sowie die Gemäldegalerie Dresden.
Als Godefridus Schalcken 1643 in eine Predigerfamilie geboren wird, ist an eine künstlerische Karriere mit Glanz und Glamour noch nicht zu denken. Nach ersten Lehrjahren zieht es ihn mit 19 Jahren in die Maler-Werkstatt von Gerrit Dou, dem berühmten Begründer der Leidener Feinmalerei. Eine kluge Wahl, denn Dou ist nicht nur einer der bestbezahlten Maler seiner Zeit, sondern seine Schüler werden später der holländischen Kunst des ausgehenden 17. Jahrhunderts ihren Stempel aufdrücken. Schalcken schöpft aus den illusionistischen Fertigkeiten und dem reichhaltigen Motivschatz der Leidener Feinmalerei. Doch sein besonderer Bildwitz, die überraschenden Motivwendungen sowie die charakteristischen Farb- und Lichteffekte machen ihn einzigartig. Trotz ökonomisch und politisch schwieriger Zeiten führt ihn seine zielstrebig verfolgte Karriere bis nach London und Düsseldorf. Zu seinen Sammlern gehören Kurfürst Johann Wilhelm, die Medici in Florenz und der englische König Willem III. Schalckens Ambitionen und Erfolge spiegeln sich auf ganz besondere Weise in seinen Selbstporträts, wie ebenfalls in der Kölner Ausstellung zu sehen ist.